das ding, das kommt: Brennen nur im Stehen
Kerzenschein und Weihnachtszauber, das ist nicht nur ein Titel, wie er im jahreszeittypischen Vorlesebuch steht (bzw. vorne drauf). Denn glaubt man dem Branchenverband European Candle Association, ist die Beliebtheit des wächsernen Leuchtkörpers „ungebrochen. Heutzutage symbolisieren Kerzen Feierlichkeit, stehen für Romantik, beruhigen die Sinne und setzen Akzente bei der Dekoration – ein warmer und wunderbarer Schein zur Freude aller.“ Und wozu könnte das besser passen als … eben: Weihnachtsschein und Kerzenzauber halt.
Vorbei allerdings sind auch die Zeiten, da man mit ein und derselben Idee von irgendetwas alle und jeden froh machen konnte. Dass etwa die gerne mit den 1980er-Jahren assoziierte Duftkerze „eigentlich das schlimmste Geschenk für einen Mann ist“: Mit diesen leicht unscharfen Worten umreißt ein, nun ja, Stearin-Start-up aus Neustadt/Holstein die Urszene für eine bemerkenswerte Idee von Gender Marketing – die Männerkerze. Das sei natürlich nur ein Scherz gewesen („bei einer Runde Flensburger Pilsener“), heißt es weiter, aber ein Ding wurde trotzdem draus: Männerkerzen aus eigener Herstellung können nun online bestellt werden; sie sind „definitiv nicht vegan“, dafür „mit dem männlichen Duft“.
„Umkleidekabine“ also? Nah dran: Es gibt „Whisky“ und „Gin“, „Leder“, „Lagerfeuer“, „Räucherspeck“ und – „Einhornpups“. Wir nehmen nun an: Die Männer, die mit so etwas zu beschenken sind, haben das Rauchen frisch aufgegeben, auch mit dem Saufen sollen sie kürzer treten, sagt der Arzt: die Leber! Was ihnen bleibt, sind „Mad Men“ auf Blu-Ray, das Beef-Abonnement und gelegentlich mal im Stehen zu pinkeln. Und eigentlich, gar nicht tief drin, sehnen sie sich auch bloß nach etwas Wärme und nach Licht. Alexander Diehl
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