das detail: Ballbesitz, der
Wer will ihn nicht haben, den Ball? Ballbesitz ist fein, wenn man ihn sinnvoll zu nutzen weiß. Aber Ballbesitz an und für sich ist nichts, was über Erfolg oder Misserfolg bestimmt. Eine Kausalität lässt sich schon gar nicht herstellen.
Weil das nun auch der letzte Großtrainer verstanden hat (hallo Pep!), ist die Ära des schieren Ballbesitzfußballs zu Ende gegangen. Die Hegemonen des 75-Prozent-in-den-eigenen-Reihen-Herumgeschiebes reichen das Zepter an neue Konzeptologen weiter, und so verwundert es nicht, wenn wir auch an diesem Fußballwochenende (Freitag und Samstag) drei Bundesligavereine herausgefiltert haben, die zwar das Ballbesitzduell gewonnen, das Spiel aber verloren hatten: Holstein Kiel, 1. FC Heidenheim und Borussia Dortmund.
Ballbesitz hat therapeutische Effekte: Die Schwächeren versuchen sich über Stafetten zu stabilisieren, die Stärkeren ihre Dominanz zu demonstrieren auf dem Spielfeld – oder eine Pause einzulegen. Insofern muss man immer ganz genau hinschauen, welche Szene unter dem Titel „Ballbesitz“ gerade aufgeführt wird. Das Ende des Ballbesitzfußballs (BBF) bedeutet natürlich nicht das generelle Ende dieses Konzeptes. Es wird uns erhalten bleiben, aber auf die Hochphase des BBF um das Jahr 2010 herum folgten schon bald die ersten Abgesänge in den Medien: 2014 fragte das Fußballmagazin 11Freunde: „Ist der Ballbesitzfußball tot?“ 2018 kam die Süddeutsche Zeitung zu Potte: „Das Ende des Ballbesitzfußballs“. Halten wir fest: Ende ist immer irgendwie. Aber nach dem Ende gibt es einen Neuanfang, nicht wahr? Markus Völker
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