das detail: Gewaltfantasien, die
Eine wachsende Kriegslüsternheit und zunehmende Grenzüberschreitungen sind in einigen deutschen Ultraszenen zu beobachten. Die Begegnung zwischen Dynamo Dresden und Hansa Rostock am Samstag kann in dieser Hinsicht gewiss als so eine Art Spitzenspiel betrachtet werden, auch wenn die Profis, für die sich die Kampftruppen in den jeweiligen Kurven möglichst martialisch engagieren, nur drittklassig spielen. Vor dem Ostderby sorgte ein Drohbrief auf Rostocker Fankreisen für Aufregung, der mit dem Konterfei des früheren Terroristen-Anführers Osama bin Laden versehen war und in dem von „Hansakriegern“ und „dreckiger Sachsenbrut“ die Rede war. Die Dresdner Anhänger präsentierten dann zum Anpfiff auf den Tribünen eine Choreo, die durchaus ebenbürtig geschmacklos war. Eine XXL-Blockfahne mit der Aufschrift „Die Jagdsaison ist eröffnet – Waidmannsheil“ wurde über eine komplette Tribünenseite entfaltet. Zu sehen war darauf ein Dynamo-Fan in Militärkleidung, der ein Gewehr im Anschlag hält mit Hansa-Logo im Visier. Die vielfach gepriesene Kreativität in den Kurven tobt sich gerade bevorzugt in Gewaltfantasien aus. In Dresden hat das schon eine längere Tradition. Die Bilder vom Wochenende erinnerten an den Aufmarsch von Karlsruhe im Jahr 2017, als die Dynamo-Fans im Gästeblock nahezu ausnahmslos mit Camouflage-Shirts standen und Transparente mit der Aufschrift „Krieg dem DFB“ dabeihatten. Der damalige Dynamo-Geschäftsführer Michael Born bezeichnete das als grenzüberschreitend und kündigte an, es werde auf jeden Fall Konsequenzen geben. (jok)
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