das detail: Spielzeugautoprotest, der
In manchen Weltgegenden werden Schuhe zum Zeichen der Missbilligung geworfen, in deutschen Stadien bekundet man seinen Unmut mit Tennisbällen. Weil sich das mit der Zeit abnutzt, greift der kreative, Investoren hassende Fan zur Fernsteuerung und lenkt ein Spielzeugauto mit Elektroantrieb übers Spielfeld, so etwa geschehen im Spiel des FC Hansa gegen den HSV (2:2). Damit der Effekt noch größer ist, fährt der kleine Bolide mit einer Rauchbombe übern Rasen.
Ein Spielzeugauto zog also eine blaue Fahne hinter sich her, das andere eine weiße. Ordner versuchten die UFOs, die unerwünschten Fahrobjekte, mit den Füßen vom Feld zu kicken, später griffen sie beherzt zu. Dieser Protest ist effekt- und maßvoll, denn die Spielunterbrechung ist nur kurz, allerdings fragt sich der geneigte Beobachter: Wie zum Teutates kommen diese Autos ins Stadion, und wie gelangen sie in den heiklen Bereich? Wer zündet die Rauchbombe? Die Ultras sind ja nicht nur ehrenamtlich in den Sparten Fahnenschwenken und Chorwesen tätig, sie verstehen sich auch auf Import-Export. Sie scheinen in der Lage zu sein, jeden nur erdenklichen Gegenstand in ein Fußballstadion unter Duldung von Verein und Ordnungsdienst zu schmuggeln.
Ob sie nun eher mit den Sicherheitsleuten fraternisieren oder mit den Funktionären, ist unklar. Aber wer zweifelte daran, dass bald halbe Schweinehälften und Tannenbäume auf dem Spielfeld landen. Die Narrenfreiheit der unbeschränkten Einfuhr von Spaßartikeln haben sich die Ultras hart erkämpft. Jetzt löcken sie mit ihrer Doppellizenz zum Spiel(en) wider den Stachel. Markus Völker
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