das detail: Stimmung
Bei Länderspielen des DFB könnte es bald wieder Stehplätze im Stadion geben.
Spiele der DFB-Elf sind wie Hochämter der katholischen Kirche. Wer hingeht, weiß, dass ihn kein profaner Kick erwartet. Bevor es losgeht, wird das Hohelied der Liebe auf die Nation angestimmt und die versammelten Fußballgläubigen spüren, dass sie etwas Großem beiwohnen – selbst wenn es sich um ein Spiel gegen einen eigentlich kleinen Gegner handelt. Andächtig verfolgen sie die Spiele. Mit anderen Worten: die Stimmung in den Kathedralen ist nicht allzu überschwänglich. Mit ganz anderen Worten: sie ist beschissen.
Nun glaubt man beim DFB herausgefunden zu haben, woran das liegt – am bei internationalen Spielen geltenden Stehplatzverbot. Seit 1998 dürfen für Länderspiele und Partien im Europapokal nur noch Sitzplätze verkauft werden. Jetzt haben findige Juristen für den DFB herausgefunden, dass Uefa und Fifa zumindest bei Testspielen diesbezüglich gar nichts zu sagen haben. Und so könnte es schon im kommenden Jahr die ersten Testspiele vor stehendem Publikum geben. Das wird eine Stimmung geben! Oder eben auch nicht.
Kann es am Ende sogar sein, dass es gar nicht in erster Linie um die Stimmung geht? Geht es nicht vielmehr darum, die Stadien wieder halbwegs voll zu bekommen? Die billigsten Sitzplätze für den mäßig besuchten Test gegen Argentinien in Dortmund hat der DFB für 25 Euro verkauft. Auch um die Wertigkeit des Produkts nicht zu gefährden, wollte man nicht billiger werden. Für einen Stehplatz kann man mit dem Preis ein wenig runtergehen. Ob das der Stimmungsaufhellung im Stadion dient? Nun ja.
Andreas Rüttenauer
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