piwik no script img

corona in hamburg„Wie ein intelligentes Hinweisschild“

Foto: privat

David Küster, 32, der Wirtschaftsingenieur ist Geschäftsführer von Synergeticon. Die Firma gründete er 2015 mit seinem Studienfreund Daniel Erdelmeier.

Interview Lukas Scharfenberger

taz: Herr Küstner, wie soll die von Ihnen entwickelte Kamera gegen Corona helfen?

David Küstner: Unsere Kamera kann erkennen, ob jemand eine Maske trägt oder die Körpertemperatur erhöht ist. Es wäre denkbar, dass sie erkennt, ob der Mindestabstand eingehalten wird. Das soll wie ein intelligentes Hinweisschild funktionieren.

Wo könnte eine solche Kamera Ihrer Meinung nach eingesetzt werden?

Vorstellbar wären Supermärkte, Werkstätten oder auch Veranstaltungen wie Messen. Getestet haben wir die Kamera bisher aber nur in Altenheimen. Als nächstes wollen wir Tests in Krankenhäusern durchführen. Aus diesem Bereich bekommen wir vermehrt Nachfragen, weil dort viele Menschen zu einer Risikogruppe gehören und die Auswirkungen einer Infektion entsprechend schlimm sein können.

Ist eine solche Kamera datenschutzrechtlich nicht zumindest problematisch?

Kamerasysteme sollten nicht eingesetzt werden, um den Menschen zu überwachen. Um die Persönlichkeitsrechte zu wahren, wird alles auf dem Gerät verarbeitet und keine Daten gespeichert oder gesendet. Das ist ein Muss für solche Systeme, sonst wird die Technologie nicht akzeptiert werden. Außerdem soll die Kamera so eingesetzt werden, dass sie Hinweise nur dann gibt, wenn die Menschen direkt vor sie treten und sich der Kamera bewusst sind.

Wurden Datenschutzbeauftragte in die Planung einbezogen?

Wir sprechen gerade mit dem Datenschutzbeauftragen der Stadt Hamburg und auch mit den Unternehmen, die die Technologie nutzen wollen. Da unsere Kamera keine Daten speichert oder sendet, ist sie datenschutzrechtlich in Ordnung. Eine andere Frage ist aber auch immer die nach den Bedürfnissen der Personen, die mit der Kamera arbeiten werden. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, bei all unseren Produkten zuerst mit den Mitarbeitern zu reden, die die Technologie auch benutzen. Daher haben wir bei der Entwicklung der Kamera mit den Betriebsräten der entsprechenden Firmen gesprochen und treffen uns demnächst mit Vertretern von Verdi.

Was passiert mit der Kamera, wenn die Coronakrise vorbei ist?

Wir sind zwar davon überzeugt, dass die Krise enden wird, aber das wird nur temporär sein. Die nächste Krise wird wahrscheinlich kommen. Masken schützen ja nicht nur vor Corona, daher könnte unsere Kamera auch bei anderen Virenerkrankungen eingesetzt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen