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corona in hamburg„Respekt vor dem Virus, aber keine Angst“

Rüdiger Siechau

64, leitet seit 25 Jahren die Stadtreinigung. Seine Erfahrungen gibt er an der TU Harburg weiter.

Interview Gernot Knödler

taz: Herr Siechau, ist das Coronavirus für die Stadtreinigung ein schwerer Gegner?

Rüdiger Siechau: Wir nehmen es nur mit schweren Gegnern auf. Wir waren die ersten, die einen Krisenstab gegründet haben, wenige Stunden, nachdem der erste Coronafall in Hamburg gemeldet worden war. Aus einem Streik von vor vielen Jahren haben wir erfahrene Leute in den Krisenstab berufen, die mit solchen Herausforderungen sehr gut umgehen können.

Was war das Hauptproblem?

In erster Linie das Sicherstellen der Hausmüllabfuhr und der Weiterbetrieb der Müllverbrennungsanlagen. Dazu sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter elementar.

Sind die besonders infektionsgefährdet?

Unsere Mitarbeiter sind in der ganzen Stadt tätig. Sie gehen zum Teil in Haushalte und holen die Mülltonnen aus den Kellern. Sie sitzen miteinander in den großen Fahrzeugen. Allein schon dadurch, dass sie jeden Tag um die 800 Mülltonnen anfassen und Gartentore und Haustüren öffnen, haben sie viel Kontakt.

Haben sich Kolleginnen und Kollegen von Ihnen angesteckt?

Wir hatten in der Spitze elf Coronafälle und seit 14 Tagen keinen einzigen mehr. Soweit wir das nachverfolgen konnten, haben sich die Leute außerhalb des Unternehmens angesteckt. Wir haben sehr viele betriebliche Regelungen zum Schutz der Mitarbeiter eingeführt.

Gab es weniger Müll?

Der Müll hat sich verschoben. Wir hatten mehr Abfälle in Parks, etwa Pizzakartons, deutlich mehr Bioabfällle und Verpackungen wahrscheinlich dadurch, dass die Leute mehr zu Hause gekocht haben. Wir hatten Bereiche mit ein bisschen mehr Haushaltsabfall, dafür ist etwas weniger Gewerbeabfall angefallen. Eine große Zu- oder Abnahme konnten wir bei Haushaltsabfall aber nicht verzeichnen.

Welche Schlüsse hat die Stadtreinigung aus der Coronakrise gezogen?

Dass es wichtig ist, einen Krisenstab zu gründen und diesen mit weitreichenden Kompetenzen auszustatten. Der Krisenstab entscheidet bei uns über Sicherheits- und Hygienemaßnahmen. Dazu kommen die Köpfe der Mitarbeiter: Sie sollen Respekt vor dem Virus haben, aber keine Angst. Ich weiß, dass in vielen Unternehmen die Anzahl der Krankschreibungen deutlich angestiegen ist. Wir hatten glücklicherweise nur eine leicht erhöhte Krankenquote. Das liegt daran, dass wir nah an unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind.

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