corona in hamburg: „Statt Applaus gibt es von uns Kaffee“
Interview Knut Henkel
taz: Herr Felsen, wie entstand die Idee, Röstkaffee an die viel gelobten Helden der Coronakrise zu verschenken?
Andreas Felsen: Uns geht es gut trotz der Coronakrise. Bei uns sind zwar die Gastronomie- und auch ein Teil der Unternehmenskunden weggebrochen, aber die Zunahme der Bestellungen von Endkunden kompensieren das. Daher hat unser Kollektiv entschieden, Kaffee an die zu verschenken, die derzeit noch mehr leisten als sonst. Statt Applaus gibt es von uns Kaffee. Ist irgendwie konkreter.
Seit wann machen Sie und an wen geht Ihr Röstkaffee?
Am 30. März haben wir die Anzeige auf die Website gestellt, am 1. April gingen die ersten Kaffeepakete raus. Seitdem haben wir rund 300 Lieferungen versendet. Derzeit sammeln wir wieder Adressen für den nächsten großen Versand. Bisher sind Gesundheitseinrichtungen wie die Poliklinik auf der Veddel, aber auch soziale Einrichtungen von der Drogenhilfe bis zu Frauenhäusern, Altersheime oder auch der eine oder andere Schulhausmeister beliefert worden – neben den Paket-Zustellern.
Haben Sie für die Soli-Aktion noch andere Unternehmen an Bord holen können?
Wir haben zwei Kaffeeimporteure angesprochen, die sofort mitgemacht haben: Interamerican Coffee und Rehm und Co. beliefern uns mit einem Teil der Bohnen und auch die Zusteller machen mit. Das ist eine sehr positive Erfahrung.
Warum praktiziert eine relativ kleine Rösterei konkrete Solidarität?
Das Kaffee-Kollektiv Quijote verschenkt während der Coronakrise Kaffee an diejenigen, die alles am Laufen halten – vom Pflegepersonal über Teams der Stadtreinigung bis zum Personal an den Supermarktkassen. Infos: www.quijote-kaffee.de
Das gehört zu unser Quijote-DNA. Wir sind ein zehnköpfiges Kollektiv, das auf Gleichberechtigung, Nachhaltigkeit und Fairness setzt. Alle verdienen hier denselben Lohn, der sich am Hamburger Durchschnittsverdienst orientiert. So ist es möglich, die Gewinne zurück in die Bauernkooperationen zu investieren, mit denen wir direkt und ohne Zwischenhändler zusammenarbeiten.
Wie geht es den Bauern?
Von dort erreichen uns schlechte Nachrichten, denn die Ausgangssperre in Peru sorgt dafür, dass die Bauern zum Teil nicht auf ihre Felder kommen. Die Kaffeekirschen drohen an den Sträuchern zu verfaulen. Das ist die schlimmste Nachricht, aber es gibt auch Probleme mit der Verfügbarkeit von Containern – in Ländern wie Guatemala, Honduras oder Indien.
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