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Zeit contra Karte

Mit Karten wird alles leichter – und dauert alles länger. So einfach ist das. Eben zum bargeldlosen Brotkauf in den Supermarkt geflitzt (alles leichter). Und der Rest der Schlange würde bei spontanen Meinungsumfragen standrechtliches Erschießen für bargeldlose Shopper anordnen, bis Kasse und Karte endlich handelseinig geworden sind (alles länger).

Und als ob EC und Kreditkarten in punkto Warteschlangenbildung auf dieser Welt nicht völlig ausreichen würden, schmeißt jetzt die größte deutsche Kino-Kette auch noch eine Karte auf den Markt. Eine Kunden-Karte mit günstigeren Preisen, exklusiven Informationen und – hoppla – „Zeitvorteilen“, wirbt CinemaxX seit neuestem um die Gunst der Kinogucker. Zeit mit Karte sparen? Sollte das möglich sein? Im Kino – ausgerechnet?

Fraglich ist dabei nur, wo man und wie man filmguckend Zeit sparen kann (oder will). Vielleicht bei der Vorbereitung? Eine Erinnerungs-sms 30 Minuten vor Filmstart: „Bitte jetzt aufbrechen.“ Und man spart neben Hetze auch noch Auffahrunfälle? Oder eine sms mit den versprochenen exklusiven Informationen: „Ende der Werbung. Der Hauptfilm beginnt in fünf Minuten.“ so dass man sich beim Bierholen noch ein bisschen Zeit lassen kann. Oder besser noch: Beide sms zusammen aufs persönliche Anfahrtsprofil abgestimmt: „Jetzt losfahren und sie kommen pünklich zum Filmstart.“ Mit dieser Info spart man zuhause gut und gerne 25 faule Sofa-Minuten. Dürfte das wahr sein?

Wir fragen nach. Und nach fünf Minuten in der Lucy-in-the-sky-with-diamonds-Warteschleife des Kino-Grossisten und noch weiteren fünf Minuten Erklärungsbemühungen sieht die erhoffte Zeitsparbilanz ganz anders aus: Die großzügige Kundenkarte (für 9.90 Euro) lohnt nämlich nur bei vorherigen Reservierungen. Statt einer halbe Stunde vor Beginn die Tickets an der Kasse abholen zu müssen, muss der Kartenkunde in Zukunft nur noch zehn Minuten vor Werbebeginn da sein. Aha. Als exklusive Infos werden obendrein die künftigen Filmstarts in den CinemaxXen des Landes gereicht. Und das tatsächlich per dringend drängender sms oder Füller in der Mailbox. Und sparen kann man dann letztlich einen Euro pro Vorstellung und 50 Cent pro Getränk.

Nein, aus Amerika kommt die Service-Idee nicht, informiert der Herr Schmidt von der Pressestelle. Und, nein, für den Durchschnittskinogänger (mit exakt 2,2 Filmen pro Jahr) sei das wohl nicht so sinnvoll. Sondern eher für die „heavy user“ unter den Cineasten – die, die verzweifelt Zeit und Geld sparen wollen.

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