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Archiv-Artikel

christoph schultheis Stuttgart, Stuttgart

Am Dienstag endet die vorerst letzte Staffel der ARD-Vorabendserie „Berlin, Berlin“. Die große Frage ist: Zieht Lolle (Felicitas Woll, Foto) nach Stuttgart?

Wer kennt das nicht? Dass man eine Stadt nicht verlassen will, die Freunde, die vertraute Umgebung, selbst den nervigen Arbeitsplatz, bloß weil einem irgendwer andernorts einen neuen Job verspricht? Wer ahnt schließlich, was einen in der neuen Stadt erwartet? Ein neues, besseres Leben? Heimweh? Oder jemand, der sich womöglich längst in dich verliebt hat – und du weißt es gar nicht. So was kann einen ganz krank machen …

Reden wir also schnell von was anderem. Von Lolle zum Beispiel. Am Osterdienstag endet die vorerst letzte Staffel der ARD-Vorabendserie „Berlin, Berlin“ in Folge 66 mit der Frage, ob Lolle, die Hauptfigur, die vertraute Hauptstadt für einen Traumjob in Stuttgart verlassen soll. Und anders als etwa im ARD-„Marienhof“ (wo derzeit Themen wie „Kann ich kirchlich heiraten, wenn mein Liebster nicht getauft ist?“ verhandelt werden) ist die Sache mit Lolles Umzugsnöten ja tatsächlich was, worüber sich die Zielgruppe Gedanken macht. Und nicht nur die. Schließlich heißt die Serie nicht „Lolle, Lolle“. Und wenn unsere Wahlberlinerin Lolle am Dienstag nicht nach Reykjavík oder New York, sondern ausgerechnet nach Stuttgart auswandern soll, dann ist’s mit einem Satz wie „Kein Mensch geht gerne von Berlin nach Stuttgart – es sei denn, es ist ein totaler Idiot!“ (O-Ton Folge 65) nicht getan. Denn damals vor drei Jahren, als das „Landei Lolle“ am 5. März 2002 um 18.50 Uhr aus dem 10.000-Seelen-Kaff Malente mit dem Nachtzug in den ARD-Vorabend einrollte und am Bahnhof Zoo ausstieg, da machte Berlin doch noch richtig was her! „Schaut auf diese Stadt“ sozusagen. Da war, z. B., eine Expertengruppe unter Leitung von Peter Hartz gerade dabei, „ohne Tabus“ und „Seit an Seit mit dem Kanzler“ (Berliner Zeitung) eine umfassende Modernisierung der Bundesanstalt für Arbeit zu planen. Und eine Bundestagswahl stand auch noch an. Seitdem ist – zumindest in „Berlin, Berlin“ – viel passiert. Doch wenn Lolle am Dienstag in den Nachtzug nach Stuttgart steigt und man nachliest, was sich die ARD zum Schluss sonst noch so ausgedacht hat („Harald hat die ganze WG als Geisel genommen. Erst als Sarah ihre Wehen bekommt, Harald abgelenkt ist und Lolle zufällig eine große Bratpfanne in Griffnähe hat, wird die Situation geklärt“), dann hat man spätestens beim Wort „Bratpfanne“ das Gefühl, Lolle sei längst am Zielort angekommen …

Demnächst also „Stuttgart, Stuttgart“? Steht es wirklich so schlecht um Deutschland, dass künftig die Schwabenmetropole als Vorabendvorbild herhalten könnte? Dann aber Obacht, Lolle: Stuttgart Hbf war anders als Berlin Zoo immer schon ein Sackbahnhof!