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■ bücher.kleinGestreift

Schon mal den Namen Hepp gehört, Fred Hepp? Nicht bekannt, der Mann? Das ist ungerecht, und zwar „äußerst“ (Pu der Bär). Schließlich ist er ein vielgelesener Schreiber gewesen. Mehr als 2.000mal „Das Streiflicht“, das ist doch was. Sein Pech nur, daß die tägliche Rubrik auf Seite 1 der Süddeutschen Zeitung ohne Namen erscheint. So ging Fred Hepp quasi anonym in den Ruhestand. Aus Rache hat er einen Maßstab hinterlassen: Wenn heute Journalisten den Auftrag für einen nicht nachrichtlichen Artikel bis 120 Zeilen bekommen, verlangt die Redaktion, er müsse „irgendwie streiflichtartig“ sein. (Von 250 Zeilen aufwärts wird gerne „irgendwie kischig“ – kommt von: „Egon-Erwin- Kisch-Preis“ – angemahnt. Zwischen 120 und 250 Zeilen liegt eine nicht definierte Brache.)

Oh, das ist hart, ganz hart. Und deswegen sehen viele Journalisten abends nach der Schicht so traurig und verweint aus. Früher gingen sie dann in ihrer Stammkneipe einen trinken, aber heute spielen sie zuhause „Wer war's?“ Dazu blättert man im Streiflichtbuch, liest eine Kolumne und rät hernach den Autor: Der Meyer, der Hacke, der Unterstöger ...? (Nur Fred Hepp hat sein eigenes Kapitel, was gerecht ist, und zwar äußerst.) Hinten drin bei den Kurzbiographien nämlich steht, wer die einzelnen Streifen verfaßt hat. Einer etwa gilt „als nervenschwächster aller Autoren. Großer Zeitdruck kann ihn so verwirren, daß er durch die Münchner City irrt und Passanten um Streiflichter anbettelt“. Polizeistreifen sind im Umgang mit ihm geschult und bringen ihn „an seinen Platz zurück“. Auch Kritiker des staatlichen Gewaltmonopols werden einräumen, daß dies sehr lobenswert ist. Herr Thömmes

„Das Streiflichtbuch“. Verlag Antje Kunstmann, München 1994, 319 S., 29.80 Mark

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