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buchtippBastarde gewinnen!

Die Weltbürger

Der Hybride, der Mischling, der Entwurzelte, der Grenzgänger, der Bastard hat Hochkonjunktur. Er verkörpert Offenheit, Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Kreativität, eben all das, was eine globalisierte Wirtschaft braucht. Unter den Bedingungen des neuen Kapitalismus haben Hybride einen hohen Marktwert. Das Hohelied des Hybriden singt G. Pascal Zachary in seinem Buch „Die neuen Weltbürger“.

Für Zachary gibt es keine Alternative zur bunten ethnischen Mischung. Die folgt für ihn quasi einer darwinistischen Gesetzmäßigkeit. Der Bastard ist der Überlebensfähigere in der globalen Welt. Der Kreativere. Nationalismen und kulturelle Reinheitsgebote haben ausgespielt. Kein Land kann sie sich mehr leisten, es sei denn, es nimmt die Verarmung, die Stagnation in Kauf. Einwanderung ist nicht nur für Deutschland das Gebot der Stunde, Offenheit für das Fremde der entscheidende Wettbewerbsfaktor. Gerade die Reibung durch Vielfalt, das Femde schaffe Innovationskraft. Zachary sieht einen „durchgängigen Zusammenhang zwischen Migration und Kreativität“.

Seine Thesen untermauert der amerikanische Autor mit dem Aufblühen der amerikanischen Wirtschaft (offene Systeme übertreffen geschlossene), dem Aufstieg des kalifornischen Silcon Valley, das sich durch eine besonderes multiethnisches Gemisch auszeichnet, und mit Lebensläufen erfolgreicher Kosmopoliten: des Sängers, der Journalistin, der Managerin, des Suchers, des Findigen . . .

Euphorisch erklärt Zachary die Großunternehmen zu Vorkämpfern ethnischer Vielfalt. Sie seien nur allzu bereit, jene Amalgame zu erzeugen, bei der Einstellung wie im Produktangebot, denn „für sie sind alle Eigenschaften gleichwertig. Die einzigen Merkmale, die zählen“, so Zachary, „sind die Märkte und Gewinnaussichten.“ Der Autor findet das erfrischend unideologisch. Dass dieser unideologische Blick allein nach dem Prinzip der Verwertbarkeit funktioniert und Menschen und Märkte, die nicht mehr nutzbringend sind, ebenso schnell verwirft wie nutzt, thematisert Zachary nicht. Er beschreibt die schöne bunte Mischung, die uns der neue Kapitalismus zwangsläufig beschert, nicht ihr Wesen.

Die Zukunft gehört den Hybriden! Solchen wie dem Grünen Cem Özdemir, der als „der Aktivist“ in Zacharys Buch porträtiert wird. Konkrete Beispiele von Menschen, Wegen und Karrieren machen das Buch Zacharys zum gut lesbaren Einstieg in die große, weite, bunte, vernetzte Welt.

EDITH KRESTA

G. Pascal Zachary: „Die neuen Weltbürger. Wettbewerbsvorteile kosmopolitischer Gesellschaften“. Econ, München 2000, 447 Seiten, 48 DM

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