brief des tages:
Anti-Bambi des Klimawandels
„Die Jäger treten in den Klimastreik “, taz vom 17. 7. 23
Selbstverständlich muss der Wald resistent gegen Hitze und Trockenheit gemacht und die Wildpopulation reguliert werden. Unverständlich ist hingegen, dass grüne LandesministerInnen dem Ruf der Holzindustrie nach einer billigen Lösung durch eine weitere massive Erhöhung der Abschussquoten folgen, statt die Baumsetzlinge vor Wildverbiss zu schützen. Das Argument von Holzindustrie und Naturfreunden, der Wald würde sich durch den Abschuss von Rehen „natürlich“ verjüngen, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Die Wälder in Deutschland sind nach Jahrhunderten intensiver Nutzung nicht mehr „natürlich“, sondern, wie der Klimawandel selbst, menschengemacht. Die Priorisierung ökonomischer gegenüber ökologischen Nachhaltigkeitsinteressen bewirkte die Zerstörung „natürlicher“ Waldhabitate durch monokulturelle Bewirtschaftung. Jetzt erzählt eine auf Profit getrimmte Gesellschaft das Märchen vom Bäume mordenden Wild – eine Art Anti-Bambi des fantasielosen Zeitalters. Der Klimawandel geht aber nicht auf das Konto der Tiere.
Gesa Mackenthun, Rostock
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