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brief des tages

Freiwilligenjahr

„Alle sollen ran“, taz vom 14. 6. 22

Die Zeit nach der Schule ist oft eine Orientierungszeit, in der noch viele nicht wissen, wohin die Reise gehen soll. Ich überbrückte die 1969–72 mit einer Krankenpflegeausbildung, anschließend Zivildienst, dessen Stelle ich mir aussuchen durfte. Und währenddessen verriet mir jemand, wie ich unter diesen Umständen trotz grottenschlechter Abiturnoten einen Medizinstudienplatz bekommen könnte. Ich bin 50 Jahre später Hausarzt­rentner – also war der Dienst keine verlorene Zeit. Zum Steinmeier-Vorschlag: Der Ausdruck Pflichtjahr ist NS-verbrannt. Ich würde ein Freiwilligenjahr daraus machen und dessen Absolvieren mit bevorzugten Studien- und Ausbildungsplätzen verbinden. Z. B. den Abiturschnitt danach um 2 Notenstufen aufbessern. Das würde zu solchen Einsätzen motivieren. Für Hauptschüler/innen Bevorzugung bei staatlichen Ausbildungsplätzen. Evtl. auch einen Malus bei der Zulassung zu NC-Fächern, d. h. alle, die diesen Dienst nicht machen, um eine Notenstufe verschlechtern. Sonderprogramm für angehende Richter und Staatsanwälte: ein Jahr Knast. Damit sie spüren, was sie anrichten können.

Ernst Soldan, Norderstedt

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