brief des tages:
Amokfahrt in Berlin
„Tempobegrenzer retten Leben“, taz vom 10. 6. 22
Dieser Kommentar zeigt eine typische Herangehensweise an menschlich verursachte Probleme: mittels Technik! Wenn immer mehr Durchgeknallte mit ihren Autos mit überhöhter Geschwindigkeit Menschen umbringen, soll das durch technische Aufrüstung verhindert werden, statt dass man sich Gedanken darüber macht, was diese Menschen dazu gebracht hat. Abgesehen davon wird ein „Durchgeknallter“, der Menschen schaden will, immer einen Weg finden, dies auch umzusetzen. In ähnlicher Weise wird die Zerstörung unserer Lebensgrundlage behandelt: Die Technik wird immer weiter ausgefeilt, statt sich der Frage zu stellen, warum wir auf unserer begrenzten Erde immer noch dem Weg des vermeintlich immerwährenden Wachstums folgen, mal abgesehen davon, ob uns ein solches überhaupt jemals glücklich und zufrieden machen könnte. Immer mehr Technikeinsatz ist eine typisch kapitalistische Antwort auf alle Fragen. Damit lässt sich nämlich Geld verdienen und vermeidet unbequemes Hinterfragen. Wo bleibt die gesellschaftskritische Haltung, mit der einst die taz gegründet wurde?
Walter Weber, Wilhelmsfeld
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
