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brief des tages

„Thank you for travelling“ wirkt ironisch

„Deutsche Barriere Bahn“, taz vom 4. 5. 22

Wenig inklusiv, aber in Teilen des lukrativen Fernverkehrs exklusiv: Die Imagepflege des (Möchtegern-)Vorzeigeunternehmens nimmt per Reklame den Klimaschutz, die Familienfreundlichkeit und die Möglichkeit des bequemen entspannten Reisens ins Visier. Im Dunkelfeld bleiben banale Versäumnisse, die dazu führen, dass in einigen Bahnhöfe Rollatoren und Rollstühle Raritäten sind: Rolltreppen, die monatelang nicht repariert werden, Aufzüge, deren Elektronik nach Vandalismus versagt, die daher bei Ersatzteilmangel stillgelegt sind. Ein Rollstuhlfahrer berichtete morgens, es gäbe die Möglichkeit der rechtzeitigen Voranmeldung für den Lastenaufzug oder den Vorschlag der SevicemitarbeiterInnen, über das Ziel hinaus zu fahren, den Gegenzug zu nehmen und dann auf einem anderen Gleis den funk­tio­nierenden Aufzug zu benutzen. „Über das Ziel hinausgeschossen“, denken Berufstätige, die sehr früh morgens pendeln. Das ironische „Thank you for travelling …“ hallt eher aus dem Comedybereich überzeugend und nachhaltig ironisch.

Martin Rees, Dortmund

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