brief des tages:
Im Dilemma der Triage?
„Wir haben politisch krass versagt“,
taz vom 26. 12. 20
Oberstes Ziel der Triage ist nicht, „sie zu vermeiden“ – geht ja nicht, die Lage ist so, wie sie ist –, sondern das Ziel ist: so viele Menschenleben wie möglich zu retten. Wenn keine Maximaltherapie für alle zur Verfügung steht, wieso sollte das Los entscheiden, wer sie erhält? Oder sollte der behandelt werden, der wahrscheinlich trotzdem stirbt? Besser, das entscheiden ÄrztInnen, die hier und jetzt mit beiden Füßen im Chaos stehen. Da hilft ihnen kein Ethiker und kein Jurist. Wieso sollte ein 85-Jähriger mit Vorerkrankungen und einer Überlebenswahrscheinlichkeit von 30 Prozent beatmet werden, wenn eine 55-Jährige eine 80-Prozent-Chance hat? Lernt man/frau in jedem x-beliebigen Notarztkurs. Harte Wirklichkeit, aber ist eine Losentscheidung da humaner? Schlaumeier, die für solche Entscheidungen nicht geradestehen müssen, können da schön fachsimpeln. Schon mal darüber nachgedacht, wie sich das anfühlt, wenn jemand einem unter den Händen wegstirbt? Besser, man/frau kann dann abends als Arzt/Ärztin sagen: Wir haben so viele gerettet wie möglich, mehr ging in der Situation nicht. Bestmögliche Triage eben. Uli Eiden, Mainz
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