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brief des tages

„Besonders dünne Ideologiesuppe“

„Quarantäne-Schiff für Geflüchtete“, taz vom 5. 7. 20

Die Skandalisierungen und verdeckten Schuldzuweisungen in Richtung Italien und Malta sind billig und durchsichtig. Hören wir einfach auf, Migranten zu stigmatisieren und zum Übel zu erklären!

Der Impetus, mit dem gewisse Flüchtlinge stets als „Wirtschaftsflüchtlinge“ verunglimpft werden, ist schier unerträglich. Verstehen wir Migration doch einfach als Conditio Humana, die sie über Jahrtausende ja auch war, und machen wir uns bewusst, dass Menschen schon deshalb migrieren, weil sie Menschen sind und weil der Wunsch nach Verbesserung der Lebensverhältnisse genetisch angelegt ist. Und auch, dass wir alle nur hier in Europa sind, weil unsere Vorfahren irgendwann aus Afrika gekommen sind, die arabische Halbinsel gequert haben, um letztlich in den Ebenen Europas anzukommen. Die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse war schon deren Motor und ist mitnichten verächtlich. Dass die Nachfahren der Migration, die unseren Kontinent besiedelten, beginnen Migration zu fürchten, ist eine Irra­tionalität der Moderne.

Klaus-Joachim Heuser, Gütersloh

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