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brief des tages

Eine nicht ganz objektive Bestandsaufnahme

„Argentinien im Lockdown“, taz vom 28. 6. 20

Es sind bereits über hundert Tage vergangen, an denen die Menschen in Buenos Aires ihr Haus kaum verlassen dürfen. Man darf einkaufen oder den Hund ausführen, nicht aber die Kinder.

Leere Straßen zur Rushhour in einer Millionenstadt, vermummte Gesichter – mittlerweile hat man sich daran gewöhnt –, geschlossene Läden und nach 20 Uhr werden die Bürgersteige hochgeklappt. Unbehagen liegt in der Luft. Kommt man jemandem entgegen, wird ein kleiner Bogen um den anderen gemacht. Autos werden angehalten und sogar beschlagnahmt, Papiere von Passanten überprüft, alleinerziehende Mütter, die mit ihren Kindern einkaufen, misstrauisch beobachtet. Um 21 Uhr der allabendliche Applaus für das Sanitätspersonal.

Einige Wochen später, leichte Lockerungen. Die Straßen füllen sich mit Menschen, die Geschäfte laden wieder nach innen ein. Das Bedürfnis nach sozialer Nähe, nach Zeit im Freien nach einem Funken Normalität und dem geliebten argentinischen Pläuschchen. Anna Paula Foltanska, Hürth

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