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brief des tages

Gefahr bleibt unsichtbar

„Die neue Lockerheit“, taz vom 26. 5. 20

Nach gut zweimonatigen Isolierungsmaßnahmen nunmehr eine Flut von widersprüchlichen Lockerungen und Verhaltensregeln nicht nur in Deutschland, sondern europa- und weltweit. Für Normalbürgerinnen und Normalbürger – auch für große Teile der Mediziner und ihres Personals – ist das mit logischen Argumenten nur schwer nachvollziehbar. Was wunder also, wenn die erforderlichen anti-infektionstechnischen Maßnahmen („Soziale“ Distanz, Mund- und Nasenschutz) massenhaft immer stärker ignoriert werden. Die Unsichtbarkeit einer drohenden Gefahr veranlasst die breite Masse der Menschen über den Faktor alltäglicher Gewöhnung zu einer routinemäßig sorglos-positiven Sicht des „ganzen Wirbels“. Wie mir eine durchaus ehrenwerte Nachbarin erklärte, müsse man eben „alles nur positiv sehen“. Dann ließe es sich bei allen Problemen doch noch ganz gut leben. Über die Konsequenzen für den im Alltag ja konkret auch nicht unbedingt gleich sichtbaren Klimawandel war mit dieser ansonsten so freundlichen Frau kein Gedankenaustausch möglich. Diese Art von „positivem Denken“ dürfte – realistisch betrachtet – repräsentativ sein. Gregor Putensen, Greifswald

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