brief des tages:
Weltwirtschaftliche Lungenentzündung
„Zur Globalisierung verdammt“, taz vom 10. 3. 20
Die Coronavirus-Krise demonstriert markant die Verlagerung des weltwirtschaftlichen Schwerpunkts nach China. Maßgeblicher Verursacher dieser Entwicklung war der westliche Kapitalismus selbst, der die Globalisierung forcierte und seine Standortentscheidungen vorrangig unter dem Blickwinkel eines extrem niedrig durchsetzbaren Lohnniveaus zu treffen pflegte. Soziale Standortfaktoren zugunsten der Arbeitskräfte im jeweils eigenen Land wurden im marktradikalen Geist erwarteter Extraprofite von der etablierten Politik zunehmend ignoriert. Insofern legt diese Krise, die weltweit die Staaten und ihre herrschenden Politiker mit ungewohnten Herausforderungen konfrontiert, eigentlich eine grundlegend veränderte Sicht ihrer bisher gewohnten wirtschaftspolitischen Entscheidungen nahe. Konsequenzen für das soziale Umfeld sowie für den geografisch bedingt wachsenden Transportaufwand der „vernetzt“ produzierten Güter lassen sich mit Blick auf den Klimawandel nicht mehr ignorieren.
Prof. Gregor Putensen, Greifswald
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