brief des tages:
Musik, Musik!
„Immer auf der richtigen Seite stehen“, taz vom 10. 9. 19
Bei dieser Rezension musste ich oft lachen. Ein Kulturkrieg in der Deutschen Oper Berlin. „Musik, Musik“-Rufe versus parodierend „Wir wollen unseren Kaiser Wilhelm wiederhaben“. Endlich wieder was los in der Republik. Das muss man Frank Castorf doch lassen, er hat Bewegung in die ausgelutschten Kulturrituale gebracht.
Freilich ist das eine ohne das andere nicht denkbar und ohne Hitler, Mussolini und Franco gäbe es vielleicht keinen Castorf. Da aber Hitler und Co zuerst da waren, stellt sich die Frage, was der Autor statt des „Immer auf der richtigen Seite“-Theaters für Vorstellungen von gutem Theater hat. Ein affirmatives, Synergien nutzendes und streng evaluiertes Applaus- und Häppchentheater? Irgendwer in der Szene muss doch auch den Faschismus thematisieren, und da heutzutage fast jeder beim Fernsehen herumzappt, wird er es auch aushalten, dass bei Verdi mal ein Szene aus Curzio Malapartes Roman „Die Haut“ gelesen wird. Dass mit solch einfachen gestalterischen Mitteln offensichtlich das Weltbild so mancher „Bürger“ gestört wird, ist doch der eigentlich Skandal, egal auf welcher Seite man steht. Karsten Neumann, Nürnberg
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