brief des tages:
Sensation und Aufreger
„#journalistsforfuture“, taz vom 29. 4. 19
Der Debattenbeitrag von Ute Scheub hat mir aus dem Herzen gesprochen, und es freut mich sehr, dass er aus der Zunft selbst kommt. Die Orientierung an der Sensation, am Aufreger, am dramatischen Aufmacher, an der steilen These fördert die Debatte auf Basis von Emotionen und Halbwahrheiten. Der Skandal soll berichtenswert sein, nicht etwa die „Mühen der Ebene“ der engagierten, täglichen Arbeit, des politischen und anderen bürgerschaftlichen Engagements oder der Suche nach dem Kompromiss zwischen unterschiedlichen politischen Ansätzen. „Normale“ Menschen, die mit ihrem Engagement unsere Welt zusammenhalten, finden kaum Erwähnung. Politiker*innen aller Ebenen, die mühselige lösungsorientierte Politik betreiben, sind in der veröffentlichten Meinung eher die Deppen. Die Vereinfacher – die Populisten – bekommen mehr Aufmerksamkeit und können sich in der Politik breitmachen.
Typisches Beispiel: Der angebliche Bamf-Skandal in Bremen stellt sich als normale Fehlerquote heraus. Das ist nur eine Randnotiz wert; von Entschuldigung keine Spur. Seehofer bekam aber die riesigen Schlagzeilen und die gewünschte Stimmungsmache. Ludwig Hoffmann, Wernigerode
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