brief des tages:
Ihr redet so, als wären alle Migranten Muslime
„Ich bin nicht die Sprachpolizei“, taz vom 9./10. 6. 18
Richtig wütend macht es mich, wenn ich lesen muss, dass im Interview die Begriffe „Migrant“ und „Muslim“ gleichgesetzt werden. So heißt es im Interview: „Wir wollten aber auf das Signal hinaus, dass 2006 von Ihrem Satz („Der Islam ist ein Teil Deutschlands“) ausgegangen ist. Für Migranten war das sehr wichtig, sie hörten vom Innenminister, dass sie dazugehören. Horst Seehofer sendet nun in einer aufgeheizten Situation genau das gegenteilige Signal.“ Migranten sind aber nicht alle Muslime, nicht einmal die Mehrheit der Migranten sind Muslime. Insofern ist es falsch, davon zu sprechen, dass Migranten sich gefreut hätten, als Schäuble davon gesprochen hat, dass der Islam ein Teil Deutschlands ist. Das ist nicht bloß eine kleine Befindlichkeit meinerseits; es subsumiert alle Menschen als Muslime zusammen, auch wenn sie aus Polen, Frankreich, Russland, Vietnam, Italien oder Spanien stammen. Und es zählt sogar diejenigen mit, die vor einem politischen Islam geflohen sind, wie es zum Beispiel meine Familie aus der Islamischen Republik Iran getan hat. Resa Memarnia, Berlin
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