brief des tages:
Wer macht Amazon stark?
betr. „Verdis aussichtsloser Arbeitskampf. Alle Jahre wieder Streik, aber Amazon boomt weiter“,taz vom 29. 12. 17
Es ist ja immer lustig, wenn Menschen, die noch nie einen Arbeitskampf organisiert haben, Ratschläge an ver.di erteilen.
Abgesehen davon, dass Gewerkschaftsmitgliedschaft und Streik die wohl demokratischsten Organisationsformen sind, weil sie den Betroffenen immer neu die Entscheidung „dafür“ oder „dagegen“ abringen, ist es ziemlich unangemessen, wenn diejenigen, die Amazon stark machen – nämlich die Besteller – das Personal maßregeln.
Die streikenden Amazon-Mitarbeiter hätten es verdient, wenn auch die Amazon-Kunden mal einen Moment nachdächten über ihren Anteil an der Niedriglohnstrategie, mit dem ein „Wir beherrschen die Welt“-Konzern sich einen weiteren unfairen Konkurrenzvorteil verschafft gegenüber dem tarifgebundenen übrigen Einzelhandel.
Aus rechtlichen Gründen dürfen Gewerkschaften nicht zum Boykott aufrufen – aber massenhafte Kaufverweigerung (nur mal ein paar Wochen lang) würde den Streikenden mehr helfen als kluge Ratschläge der journalistischen Elite an ver.di. Siegfried Heim, Ulm
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