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boulevard der bestentaz-Lesekreiszu Jane Austen

Foto: Granger/imago

Das Recherchieren hat schon mal Spaß gebracht. Nach einigem Hin und Her haben wir uns erstens für die Ausgabe von Jane Austens sechs Romanen im Reclam Verlag entschieden, übersetzt von Ursula und Christian Grawe. Und zweitens für den Schuber, der sechs Romane aus dem Anaconda-Verlag von verschiedenen Über­set­ze­r*in­nen ins Deutsche gebracht hat. Somit können wir unterschiedliche Herangehensweisen und ­Nuancen der Übersetzungen besprechen. Und daneben besorgen wir die englischen Originale im Schuber der Macmillan Collector’s Library. Erst einmal halten wir uns also an die Romane selbst. Ob wir später noch Biografien, Comics, Briefe und selbstverständlich möglicherweise auch die Verfilmungen hinzunehmen, werden wir sehen, da gibt es unendlich viel Material.

Die taz gründet jetzt jedenfalls eine redaktions­interne Lektüregruppe. Als wir das vorbesprochen haben, fühlte sich ein geschätzter Kollege an seinen Marx-Lesekreis erinnert, der schon ein paar Jahre zurückliegt; andere teilten nicht rundum glückliche Erinnerungen an ihre Foucault-Lesegruppe. Doch studentisch-staubtrocken soll es sowieso nicht werden. Die Hoffnung ist vielmehr, dass die englische Klassikerin den Kolleginnen und Kollegen eine vergnügliche Lesezeit bescheren wird – und dass wir dann zum Ende des Jahres hin eine interessante Ausgabe hinkriegen mitsamt vielfältigen Leseeindrücken und Hintergrundartikeln. Am 16. Dezember gilt es den 250. Geburtstag der Autorin zu feiern. Die Vorbereitungen laufen nun also an.

Gerade Jane Austen ist für so ein taz-Projekt unendlich interessant. Was für großartige intelligente Frauenfiguren – und auch schillernde Männerfiguren – sie geschaffen hat! Liebe auf den ersten Blick? Pah! Dass romantische Gefühle keineswegs nur etwas zum Schwärmen sind, sondern Material für sorgfältige Analysen und für die Schilderung ­gesellschaftlicher Hintergründe darstellen – das Private war schon damals politisch –, das hat sie in ihren Klassikern „Verstand und Gefühl“, „Sinn und Sinnlichkeit“ und „Emma“ gezeigt. Gefühle werden hier fein zergliedert. Und ganz nebenbei gibt es etwas über die prekäre Ökonomie nicht nur des weiblichen Schreibens zu erfahren. Also, liebe Kolleg*innen: Ran an die Bücher! Und liebe Leser*innen: Wir halten Sie auf dem ­Laufenden. Dirk Knipphals

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