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boulevard der bestenLinHierse

Foto: Andreia Bickenbach

Neulich war sie am Wochenende der Panter-Preis-Verleihung wieder einmal vor allem dies: akkurat vorbereitet. Sie wusste über die kandidierenden Personen und Gruppen sehr gut Bescheid und konnte den Abend im Deutschen Theater auf gewisse Weise besonders genießen: als präparierte Berichterstatterin, ohne Stress, etwas übersehen zu können. Als Nachwuchsreporterin – denn sie ist ja erst seit wenigen Monaten Volontärin der taz, gefördert durch ein Stipendium der Panter Stiftung – lieferte sie anderntags für die Papierausgabe des Montags eine astreine, stimmungsvolle Geschichte über dieses Event ab: Lin Hierse ist nicht nur eine unter allen taz-Menschen sehr beliebte Kollegin, was auch mit der zugewandten, fast kraftvoll-bezaubernden Art ihres kollegialen Miteinanders zu tun haben mag. Sowieso kann sie sehr schön schreiben, und das finden alle gut.

Geboren wurde sie 1990 in Braunschweig, ist seit acht Jahren in Berlin unterwegs und nennt Schanghai ihr zweites Zuhause. Für das Volontariat bei der taz hat sie ihre Promotionsstelle an der Uni gekündigt, weil es sie dringlicher als alles andere in den Journalismus zog: „Weil ich schon immer gern die Geschichten von Menschen erzählt habe, die selbst nicht die Worte oder das Publikum dazu fanden. Das wollte ich erst in der Wissenschaft machen. Aber, na ja, in der Wissenschaft hören eben meistens nur die Wissenschaftler zu.“

Mit anderen Worten: Sie hat ein gutes, angenehmes Mitteilungsbedürfnis, und hätte sie es nicht, darf man anfügen, wäre sie in ihrem jetzt zu lernenden Beruf auch nicht gut aufgehoben. So irrt sie vielleicht, wenn sie sagt, gegen den Journalismus als Profession habe bislang gestanden, dass in diesem Feld „Poesie und Vernunft“ nicht immer gefragt seien. Doch, möchte man unbedingt anfügen, gerade das muss in einem Verständnis von Journalismus, wie es die taz ermöglichen kann, enthalten sein.

Lin Hierse hat vor der taz als Social-Media-Redakteurin bei einem deutsch-chinesischen Online-Magazin gearbeitet, und das macht sie immer noch: aus Lust. Sie kam zur taz aus purer Gelegenheit, nicht aus jahrelanger Verbundenheit etwa als freie Journalistin: Auch dies mag als Zeichen verstanden sein, dass sie die Publizistik nicht mit dem Blick der jahrelang erlesenen Routine bereichert.

Sie schätzt, ja, sie mag sehr gern Pistazieneis, was sie sich in einer Eisdiele am bald bezogenen neuen taz-Haus sehr rasch besorgen kann. Jedenfalls freuen sich alle Ressorts in der taz, sie in ihren Teams zu wissen. Nie sehr lange, denn Volontär*innen durchlaufen ja viele Ausbildungsstationen. Sicher ist aber: Als gelernte Journalistin wird sie sich über Mangel an Anfragen nicht beklagen können. Jan Feddersen

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