boulevard der besten: UteZauft
Sie kam im Mai zu uns, mit ihr war die Leitung von taz.de nicht mehr allein männlich: Ute Zauft, Jahrgang 1977, reichte früh das Dörfliche als Weltzugang nicht, wie sie selbst sagt. Vor der taz war sie beim öffentlich-rechtlichen Sender RBB als Redakteurin vom Dienst in der Onlineredaktion fürs Aktuelle zuständig.
Was sie zur taz brachte, ist von bestechendem Wert an und für sich: „Ich will, dass man an der taz im Netz nicht vorbeikommt.“ Dass die alternative linke Publizistik nicht überrollt wird von den Angeboten der Big Player. So weiß sie realistisch: „Mir ist klar: In einer Zeit, in der alle über die Zukunft des Journalismus rätseln, ist das eine ziemliche Nummer, aber gerade deswegen spannend.“
Internet, das Netz, Online: Das heißt für alle Kolleg*innen in diesem Bereich, allen Berichtfeldern gegenüber offen zu sein, keine Scheu vor dem Ungewöhnlichen zu haben – sich aber auch dem Populären beherzt zu widmen. Zauft hat einen fundamental weltläufigen Weg hinter sich: Nach dem Abitur wollte sie Journalistin werden, „in welchem Bereich hätte ich meine Neugier besser ausleben können“. Berichtete in einer Lokalzeitung über Huskeyrennen, studierte in Tübingen Soziologie und Politik und auch Russisch.
Ein Austauschjahr in den USA absolvierte sie, hauptsächlich aber widmete sie sich Russland, ging während und nach dem Studium für Monate nach Moskau, Ufa und Kaliningrad. „Mit Vorliebe wohnte ich bei älteren Damen, die keine Ruhe geben, bevor man seinen Teller leer gegessen hat.“ Um in ihren Anfangszeiten als freie Journalisten zu überleben, wie sie sagt, hatte sie auch einen „Brotjob“ im Max-Planck-Institut für molekulare Genetik: Unsere neue Kollegin weiß also wirklich in vielen Bereichen jenseits der Medienbranche Bescheid: Tunnelblicke ausgeschlossen.
Wie sie diese Zeitung sieht, ihre bald 40 Jahre währende Publizistik? „Ursprünglich habe ich die taz wegen der frauenpolitischen Themen gelesen. Und heute bewundere ich die taz für ihren Mut – und ihren Humor. Mit Mut meine ich ihre Widerborstigkeit, die Dinge – inklusive sich selbst – immer wieder zu hinterfragen und dabei gern auch mal zu provozieren.“
Wir freuen uns sehr, diese Kollegin bei uns zu wissen: eine, die sich mit Randständigem nicht zufriedengeben will. Nichts ist in diesen nervösen Zeiten wichtiger als genau dies. (jaf)
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