: betr.: Peggy Ashcroft
Peggy Ashcroft, die große alte Dame des britischen Theaters, spielt die alte Lillian, die als junges Mädchen von ihrer Familie aus dem Weg geräumt wurde, ins Irrenhaus entsorgt, und nun dort, wo sie ihr Leben verbringen mußte, wieder im Weg ist, weil das Institut geschlossen wird. Sie wird von den Enkeln derer, die sie ausgeschlossen haben, wieder zurückgeholt in das Familienleben. Hier herrscht, obwohl viele Jahrzehnte vergangen sind, immer noch der gleiche Geist liebevollen Anpassungsdrucks. Diesmal ist es die schwangere Gattin des Hausherrn (Geraldine James), die sich durch ihr „irres Verhalten“ den uralten Regeln der glücklichen Familie entzieht. Zusammen mit der fast stummen alten Frau verläßt sie ihr wohlhabendes, geordnetes Zuhause und den gräßlich sorgenden Mann.
Der Film des englischen Theaterregisseurs Peter Hall ist viel mehr als ein glänzender Schauspielerfilm, der die unmöglich scheinende Annäherung und Freundschaft der beiden sehr verschiedenen Frauen zeigt, er ist auch eine kritische Antwort auf die Welle amerikanischer Familienhymnen.
„Eine unwürdige Frau“, von Peter Hall, Großbritannien 1989, 103 Minuten.
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