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■ betr.: „Pazifismus um jeden Preis“, taz vom 27. 7. 95
Es wird jetzt Zeit, die Motive zu entlarven, die hinter dem Schlagwort „Pazfismus“ verborgen liegen und sicherlich vielen kaum bewußt sind. Aber der Pazifismus ist ein zu wertvolles Gut, um als „Persilschein“ herhalten zu sollen, das eigene schlechte Gewissen reinzuwaschen.
Sicherlich haben viele „Pazifisten“ inzwischen eingesehen, was auch Erhard Eppler inzwischen öffentlich eingestanden hat, daß man einen Unterschied machen muß zwischen Krieg und schlichter Hilfeleistung gegenüber Entrechteten, Verfolgten, Ermordeten – notfalls mit militärischen Mitteln. Und nun ziehen sie ihren Kopf unter Mißbrauch des Begriffs „Pazifismus“ aus der Gewissensschlinge – aber so einfach sollte man es ihnen wirklich nicht machen! Die Motive müssen beim Namen genannt werden, und das habt ihr in klarer und deutlicher Weise getan.
Darüber hinaus sollten wir zumindest versuchen, die Schuld, die die westlichen Politiker uns allen aufgetragen haben (denn wir haben sie gewählt), mit abzutragen: An uns ist es nun, einen Weg zu einer offenen Solidarisierung mit den bosnischen Muslimen zu suchen. Eine Möglichkeit hierzu sehe ich zum Beispiel in einem Einsatz in einem Flüchtlingslager – wer das nicht kann, sollte zumindest Patenschaften für diejenigen übernehmen, die selber aktiv tätig werden. Die freiwilligen Helfer müssen nämlich im allgemeinen alle Kosten für Fahrt, Unterkunft und Verpflegung selber tragen, was sicherlich nicht für jeden möglich ist. Christiane Berg, Münster
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