betr.: Franz Alt: Jesus - der erste neue Mann

In Franz Alts jüngstem Buch Jesus - der erste neue Mann wird ein Bild Jesu entworfen, das den rettenden Weg aus der globalen Krise hin zu einer alternativen Vernunft weisen soll. Die Methode des Autors: Er wählt Ideen aus dem Streukreis C.G.Jungs, des christlichen Feminismus und der Ökologiebewegung und reinterpretiert mit ihnen verschiedene Passagen des Neuen Testaments. So gelangt er zu einer spezifischen Aktualisierung Jesu. Mit anderen zeitgenössischen Ansätzen kritischer Rekonstruktion des Christentums, die es sich freilich meist nicht so einfach machen, setzt Alt sich nicht auseinander. Er spiegelt Eindeutigkeit und Sicherheit vor, die er mit Popularisierung verwechselt. Ganz irrational wird Alt jedoch, wenn er dem traditonellen Christentum (von der Entstehung bis heute) vorwirft, einem Jesus nicht gefolgt zu sein, dessen Bild doch erst dem heutigen Zeithorizont, den Interessen und der Vernunftkritik eines Fanz Alt abgewonnen ist. Zugleich aber exkulpiert er das Christentum. Denn den Ursprung aller Übel, bis hin zu „Auschwitz, Hiroshima und Nagsaki“, macht er dingfest im geschichtsmächtigen Einfluß „des Gottes Moses“ bzw. „des Gottes des Alten Testaments“: „ein furchtbares Gottesbild mit schrecklichen Auswirkungen auf die Menschheitsgeschichte“. Methodisch wie inhaltlich stellt diese Altsche Auslegung eine Konstruktion des „jüdischen Objekts“ dar, ähnlich der rassistischen Konstruktion des „kolonialen Objekts“. Zu Recht wurde Alt des Antijudaismus bzw. des Antisemitismus bezichtigt ('Evangelische Kommentare‘, 12, 1989, 'Allgemeine Jüdische Wochenzeitung‘ 51-52, 1989). In einer Replik auf diese Kritik hat der Autor in der 'Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung‘ vom 1.Dezember 1989 seinen Standpunkt bekräftigt: Kritik am jüdischen Gott sei wohl erlaubt, zumal er (Dr.Franz Alt) „in der Spur des Laien Jesus ... als Laie Gott ... suche, unabhängig von dogmatisch-gebundenen Auftrag- und Brötchengebern“. Dem entgegnete Landesrabbiner Dov-Levi Barsilay mit einem bemerkenswerten Kommnentar, den die taz mit freundlicher Genehmigung der 'Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung‘ nachdruckt.Bettina Decke