: betr.: Ex-Matador
Ein Ex-Matador bringt aus Hobby und Frust Frauen um und betrachtet, dabei masturbierend, seine Sexualmorde auf Video. Eine schöne Anwältin und Bewunderin des Matadors ersticht ihre Liebhaber im Moment des Orgasmus mit einer Haarnadel. Sie finden zusammen und bereiten sich am Ende des Films einen für beide Seiten hochbefriedigenden, wenn auch ein bißchen umständlich inszenierten Liebestod. Hinzu kommen ein junger Schüler des Matadors, der die Morde aus einem allgemeinen sexuellen Schuldgefühl auf sich nimmt, die Geliebte des Matadors, ein melancholischer Kommissar und ein paar spanische Mütter.
Warum wirken Almodovars Filme so bieder? Der „Matador“ ist da typisch: Er ist die als provokant vorgezeigte, aber ganz äußerliche und harmlose Bebilderung der zwar wahren, aber an sich banalen Einsicht, daß Sex und Tod eine Menge miteinander zu tun haben, die in Spanien allerdings fünfzehn Jahre nach Franco und der Aufhebung der Zensur immer noch von Herzklopfen begleitet zu sein scheint. Das Ganze in jener Fernsehkrimi-Dramaturgie mit sprechenden Köpfen, Schnitt-Gegenschnitt, peripathetischen Dialogen, geschlechtslosen Sexszenen, die diesen Themen immer schon unangemessen war und sich genau darum in den Fernsehanstalten so breit gemacht hat. Almodovar ist ein ähnlicher Fall wie der deutsche Robert van Ackeren. Ihre Provokationen sind gesagt, aber nicht - wie einst bei Faßbinder - gemeint. Sie spielen freiwillig eine Art Hofnarrenrolle. Sie gehen genau so weit, wie sie müssen, um staatlichen, öffentlich-rechtlichen und privaten Finanziers, die sich gern im Gefühl ihrer Aufgeklärtheit sonnen, das Geld aus der Tasche zu ziehen. Das ist subaltern.
thc
Pedro Almodovar: Matador, mit Nacho Martinez, Assumpta Serna, Spanien 1986, 105 Min., Foto: Kinowelt
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