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Archiv-Artikel

bernd schneider Fein und filigran

Er ist kein Spieler, der allein eine Mannschaft führen kann. Er ist kein „Leader“ und es kommt nur selten vor, dass er Spiele entscheidet. Und trotzdem: Ohne Bernd Schneider würde Leverkusen nicht so schön Fußball spielen und stünde wohl nicht auf Platz fünf. Er ist unermüdlicher Arbeiter und Filigrantechniker in einer Person und begeistert im Alter von 33 Jahren Kritiker und Fans gleichermaßen; und dies schon seit Wochen. Manchmal gelingen ihm Dinge, die ihn zu einem herausragenden Spieler machen. Am Wochenende, im Spiel gegen Mainz 05, das die Bayer-Elf 3:1 gewann, gelangen ihm gleich mehrere solcher Aktionen – und diesmal entschied Schneider sogar das Spiel.

Es war die 42. Minute und Mainz hatte gerade eine Serie hochkarätiger Tormöglichkeiten vergeben, da wurde es Schneider zu viel. Er nahm den Ball am gegnerischen Sechzehner an, drang per Übersteiger und Körpertäuschung in den Strafraum ein, wo er sich weiteren Mainzern gegenübersah. Schneider drehte sich um die eigene Achse, ließ Mitspieler und Gegner ins Leere laufen, legte sich den Ball mit der Hacke vor und schlug eine punktgenaue Flanke über Torwart Wache hinweg auf die Stirn des heraneilenden Barbarez, der zum 1:0 einnickte.

Sein Trainer Michael Skibbe kennt die Fähigkeiten seines Kapitäns genau: „Er hat eine tolle Technik, immer eine klare Idee, was er machen möchte, und er wird überhaupt nicht hektisch.“ Manchmal sind die Ideen so listig und frech, dass sich Schneider selbst überrumpelt. So in der zweiten Hälfte. Klar, das Spiel war nach einem tollen Freistoßtor von Schneider zum 3:0 entschieden. Aber dann zeigte der Nationalspieler seine größte Schwäche: den Torabschluss. Er hätte in Mainz noch zwei Tore schießen können, nein, müssen.

Diesmal machte ihm keiner einen Vorwurf. Was aber wäre gewesen, wenn am Samstag vor einer Woche die Tschechen im EM-Qualifikationsspiel gegen Deutschland noch den Ausgleich gemacht hätten, nachdem Schneider die riesige Chance zur Vorentscheidung kläglich vergeben hatte? Dann wäre wieder deutlich geworden, dass er nur selten Spiele entscheidet, obwohl er oft den Unterschied ausmacht.

BASTIAN HENRICHS