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berlinmusikWenn Frequenzen sich reiben

„Mikrotonalität“ klingt schwer wissenschaftlich. So, als wären das Töne, die so „klein“ sind, dass man sie nur mit speziellem technischen Gerät hörbar machen kann. Was selbstverständlich Quatsch ist. Die Töne, genauer Tonabstände, sind in solcher Musik zwar wirklich oft sehr klein, man kann sie aber mit fast jedem handelsüblichen Instrument erzeugen. Besonders gut geeignet sind Streichinstrumente.

Die in Berlin lebende US-amerikanische Komponistin Catherine Lamb gehört zu der wachsenden Zahl an Musikern, die sich weniger um Melodien im herkömmlichen Sinn scheren als vielmehr die Vielstimmigkeit geringer und geringster Schwingungsunterschiede erkunden. Wo andere sagen würden, dass das Instrument verstimmt ist, wird es für sie erst interessant. Man hört bei ihr oft bloß minimale Tonschritte oder wie in ihrem „String Quartet (Two Blooms)“ vor allem die Reibungen von Frequenzen, die man mit an die üblichen Tonleitern gewöhnten Ohren gar nicht als verschiedene Töne wahrnehmen würde.

Auf die Frage, warum man sich das anhören soll, antwortet man am besten mit: ausprobieren! Entweder man verabschiedet sich mit einem Urteil wie „Katzenmusik“, oder es öffnet sich ein neuer Kosmos. Die Musiker des JACK Quartet, die auf „Aggregate Forms“ zwei Werke Lambs für Streichquartett interpretieren, spielen nicht „schief“, sondern müssen sehr präzise hören für die Nuancen, die Lamb ihnen abverlangt. Was dabei geschieht, ist auf unspektakuläre Weise grandios.

Tim Caspar Boehme

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