berlinmusik: Mystisch, aber Pop
„Abstract Nympho“, so hieß Ende der Siebziger ein Song der ziemlich unterschätzten kalifornischen Band Chrome. Nach diesem Stück haben die beiden Berliner Musiker*innen Rahel Preisser und Ghazi Barakat ihr neues Projekt benannt – und mit „Static“ legt das Duo nun seine Debüt-EP vor.
Zu hören ist darauf ein Klangmix aus Noise, Drone und (elektronischem) Freejazz. Grundlage des Abstract-Nympho-Sounds sind mystisch versponnene Klanglandschaften, darüber legt sich der charakteristische, erratisch anmutende Sprechgesang von Sängerin Preisser. Auf der EP sind fünf extrem unterschiedliche Stücke versammelt, darunter zwei hervorragende Coverversionen (Hawkwind, „Silver Machine“ sowie Serge Gainsbourg/Jane Birkin, „Baby Alone in Babylon“), die sich weit vom Original entfernen und schön seltsam vor sich hin mäandern.
Sowieso herrscht eine obskure Stimmung in den Songs, fast wie in einem Cronenberg-/David-Lynch-Film, insbesondere dann, wenn Abstract Nympho Spoken-Word-Lyrik in der Tradition des Expressionismus mit ihren Soundscpaes verbinden („Was warst du“, „Delirium“). Ein sperriges, feines Stück Musik.
Auch von Bedroom-Producer-/Synthiepop-Queen Magic Island gibt es Neues zu vermelden. Hinter Magic Island verbirgt sich die in Berlin beheimatete kanadische Sängerin Emma Czerny, sie hat sich in den vergangenen Jahren mit ihrem Achtziger-affizierten Popentwurf bereits eine kleine Fangemeinde erspielt, ihr Debüt „Like Water“ erschien vor zwei Jahren.
Warum sie unter den Acts des florierenden Neuköllner Undergrounds (Sean Nicholas Savage, Molly Nilsson) eine der hoffnungsvollsten Künstlerinnen ist, zeigt die im Juli erscheinende 5-Song-EP „Warm Heaven“ einmal mehr: Zum einen verfügt Czerny über ein todsicheres Gespür für die eingängige Hookline und den Chorus („No Pain“, „Turn Away“), zum anderen wirken ihre auf Synthesizern und heller Stimme basierenden, recht simpel arrangierten Stücke nie beliebig und belanglos.
Im Gegenteil, irgendetwas Unergründliches scheint in ihren Songs zu liegen, das macht den Reiz dieser durchweg überzeugenden EP aus. Jens Uthoff
Abstract Nympho: „Static“ (Static Age Records), live: 23. Juli, Ziegrastr., Neukölln
Magic Island: „Warm Heaven“ (Mansions and Millions), VÖ 12. Juli
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