piwik no script img

berlinmusikNährboden Berlin

Borusiade, Bukarest, Berlin: Die B-Connection wird eine gewisse Rolle spielen im ersten Teil dieser Kolumne. Geschuldet ist das der rumänischen Produzentin Miruna Boruzescu, alias Borusiade, die es aus Bukarest nach Berlin verschlagen hat. Der Nährboden Berlin funktioniert wohl ganz gut, innerhalb von zwei Jahren veröffentlichte sie zuletzt zwei Singles, zwei EPs und im Frühjahr ein Album („A Body“). Und zählt nun für einige gar zu den hoffnungsvollsten Produzentinnen des Landes. Wenn man ihre neue EP „Their Specters“ hört, weiß man auch, warum. Zum einen liegt es daran, dass der Dark-Electronic-Sound, den Borusiade hier in vier Stücken fast in Perfektion abliefert, Konjunktur hat. Mischungen aus Cold Wave, EBM, Techno, Ambient und Industrial sind gerade angesagt, und gleich der erste Track ist mit seinen technoiden und metallischen Klängen deutlich angelehnt an diese Genres. Zum anderen ist Borusiade eine sehr vielseitige Produzentin: Die vier Stücke auf „Their Specters“ unterscheiden sich deutlich voneinander, und im Vergleich zu ihrem Album „A Body“ klingt sie auf der EP fast durchgängig mystisch und kühl, auf Gesang verzichtet sie. Ein dritter Grund, warum Borusiade gerade zu Recht gefeiert wird, ist ihre kompositorische Stärke: „Atlas“ zum Beispiel baut sich nach und nach auf, Synthieklänge werden eingefadet, daraus entsteht ein immer flächigeres, mächtigeres Stück Musik. Ein krönender Abschluss.

Die neue 12-Inch von R. A. N. – dahinter verbirgt sich die türkische DJ und Produzentin Hüma Utku – passt insofern ganz gut im Anschluss an Borusiade, weil der erste Track „Şeb-i Yelda“ („Die längste Nacht“) mit düsteren elektronischen Klängen atmosphärisch in ähnlichen Gefilden unterwegs ist. Tatsächlich bleibt es auch in den vier Tracks melancholisch und dark, das Klangbild aber ändert sich allein dadurch, dass die Produzentin, die seit Jugendjahren Klavier spielt, auch das Piano einsetzt. Zudem finden sich bei Utku, die vor sechs Jahren aus Istanbul nach Berlin kam, auch Einflüsse aus der arabischen Musik, etwa in der wohl gesampelten Gesangslinie in „Kul“. In „Sabah“ dagegen nimmt der Gesang fast die Funktion eines Drones ein. Tiefschürfende Klänge für feine Ohren. Jens Uthoff

Borusiade: „Their Specters“ (Ostgut/Unterton/A-Ton)

R.A.N.: „Şeb-i Yelda“ 12“ (Karlrecords), erscheint am 31. August

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen