berliner szenen: Olgas Verwandte in Berlin
Olga, du stolze Elchkuh, ich mache mir Sorgen um dich. Hoffentlich packt dich nicht die Maul- und Klauenseuche.
Olga, die Elchkuh, war kurz vor Weihnachten aus Dänemark in den Wildpark Schorfheide geliefert worden. Und hatte dort nichts Eiligeres zu tun, als gleich über die drei Meter hohen Zäune zu setzen. Das Letzte, was ich von ihr hörte, war, wie die Chefin des Wildparks Wochen nach ihrer Flucht dem RBB sagte, dass Olga, wenn sie weiterhin nicht gefunden würde, Chancen hat, den Status eines Wildtiers zu erlangen. Ist es Romantik, dass einen das freut? Hoffentlich entgeht das Tier der Maul- und Klauenseuche.
Bis in den Berliner Tiergarten kommt Olga sicher nicht. Aber dort könnte sie zwei Elche besuchen, die überraschend mit anderen Wildtieren am Floraplatz auftreten. Wapiti-Hirsche sind dabei, ein Grizzly und zwei Bisons. Überlebensgroß und aus Bronze bilden sie ein imposantes Ensemble auf dem Floraplatz. Eine Tafel informiert: Der Bildhauer Rudolf Siemering hatte diese Gruppe nordamerikanischer Wildtiere für das 1897 eingeweihte Denkmal für George Washington in Philadelphia angefertigt. Kaiser Wilhelm II. sah die Tiere in Siemerings Berliner Atelier und wollte auch etwas so Schönes und Monumentales haben. Er bestellte Kopien für den Tiergarten. Wie er ansonsten zu George Washington stand, überliefert die Tafel nicht. Die Geste wirkt dreist und passt zu dem großspurigen Gehabe des letzten Kaisers.
Die bronzenen Tiere hatten ein wechselhaftes Schicksal. Vom Sockel gestoßen, von Metalldieben entwendet, auch von Einschußlöchern im Krieg lädiert und zu verschiedenen Zeiten an anderen Stellen im Park aufgestellt, sind sie erst seit fünf Jahren im Tiergarten wieder am Floraplatz um eine Amazone zu Pferde versammelt. Katrin Bettina Müller
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