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berliner szenenUnterwegs zu einem Ufo

Wir, L. und ich, haben eine außergewöhnliche Verabredung mit einem Ufo, einer Location am Plänterwald. Ich bin ahnungslos, aber neugierig, als wir uns am Samstag an der S-Bahn-Station treffen und am Wasser entlanglaufen.

An einer Parkbank hole ich mir ein Steinchen aus meinem Schuh und entdecke ein seltsames Gefäß, das auf der Bank steht. „Was ist denn das?“, frage ich und lasse es nicht aus den Augen.

L. sieht auch auf das silbrig glänzende Ding, das so groß ist wie eine kleine Flasche, aber breiter im Umfang.

„Ist das etwa eine Urne?“, frage ich und sehe vor meinem inneren Auge sofort eine Person, die jeden Tag auf dieser Bank saß, auf das Wasser guckte und den Schiffen hinterhersah.

„Kann nicht sein“, sagt L. „Selbst wenn jemand illegalerweise eine Urne mit sich herumträgt, wer vergisst sie denn dann einfach auf einer Parkbank?“

Ich setze mich kurz: „Was machen wir denn jetzt? Wir können sie hier doch nicht einfach stehen lassen.“

L. lacht und fragt: „Willst du sie etwa mitnehmen?“

„Wir müssen vielleicht mal hineinsehen“, flüstere ich mit aufgerissenen Augen.

L. guckt erschreckt: „Du willst das Ding aufschrauben?“

Genau in dem Moment kommt ein Typ auf uns zu, greift nach der Urne und sagt: „Ach, was ’n Glück, da ist sie ja noch.“

Ich sehe ihn mit großen Augen an: „Sag mal, ist das eine Urne, oder was?“

Er guckt mich an, als wäre ich irgendwie seltsam, murmelt etwas, öffnet den Deckel der Dose und hält mir die Öffnung hin. Eine Wolke von Gras schlägt mir entgegen.

„Ach so“, rufe ich erleichtert. L. und der Typ lachen.

Als wir gehen, frage ich mich, welche außerirdische Erfahrung heute noch auf mich wartet. Schließlich gehen wir ja zu Besuch in ein Ufo. Isobel Markus

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