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berliner szenenDie Bestie vom Maybach

Am Maybachufer gibt es einen großen Supermarkt, der gerne von den vielen jungen Menschen in der Gegend besucht wird und bei dem man manchmal bekommt, was man woanders vergeblich gesucht hat. Vorm Eingang ist ein Hund angeleint. Leider wartet er nicht still auf sein Frauchen oder Herrchen und träumt dabei von großen Knochen. Sondern er kläfft in einer Tour den schwarzen Wachmann an, der den Eingangsbereich kontrolliert. Denn der Eingang befindet sich weit entfernt vom Ausgang und vom Kassenbereich und sowieso ist jeder Gast eine Last und jeder Kunde ein möglicher Feind.

Die schlecht erzogene Töle weckt sofort Assoziationen zu „White Dog“, einem irren Film von Samuel Fuller über einen Hund, der darauf abgerichtet ist, Schwarze anzufallen. Im Vergleich zur „Bestie von Beverly Hills“ ist das Hundchen vom Maybach­ufer zwar ein Witz, trotzdem nervt es tödlich. Der Securitymann grinst hilflos und wirkt, als wüsste er nicht, wohin mit sich, und wäre im Moment lieber vom Erdboden verschluckt. Ich werfe ihm einen irritierten Blick zu und gehe schnell vorbei. Statt wenigstens solidarisch mit den Augen zu rollen oder so. Im Laden bin ich dann aber so aufgewühlt, dass ich auf das clevere Product Placement in der Obst- und Gemüseabteilung hereinfalle. Zum Verwechseln ähnliche Sachen liegen preislich verwirrend ausgeschildert unübersichtlich nah beieinander.

An der Kasse wundere ich mich, aber der Bon klärt das Rätsel. Ich habe Bio-Auberginen zum Mondpreis und statt der Angebotsäpfel die doppelt so teuren Holsteiner Cox gekauft. Das gibt später einen Rüffel von meinen Kindern, der mir allerdings, wie ich finde, recht geschieht. Denn es hat doch auch sehr sein Gutes, wenn einem die eigene Blödheit auf die Füße fällt. Da macht man es beim nächsten Mal vielleicht besser. Katrin Schings

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