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berliner szenenEtwas war plötzlich anders

Der taz-Kommentar an diesem Morgen heißt „Angemessene Lockerungen“. Es geht um die „Pläne zum Ende der Coronamaßnahmen“. Ein Hauch von Frühling, so schien es mir, als ich meinen ersten Kaffee trank und es draußen – anders als in den letzten Wochen um diese Uhrzeit – schon taghell war. Zweifel bleiben natürlich nach zwei Jahren Pandemie.

Als ich an der Bushaltestelle in der strahlenden Wintersonne stand, versuchte ich mir ein Leben ohne Coronamaßnahmen vorzustellen. Aber dann kam der Bus, ich kramte die Maske aus der Tasche. Später in der Friedrichstraße erspähte ich an einer Hecke winzig kleine grüne Blätter. Frühling, tatsächlich, sehr zaghaft noch. Der Wind wehte mir kalt entgegen.

Am Nachmittag hatte ich einen Zahnarzttermin, dafür musste ich ein bisschen früher als sonst das Büro verlassen. Als ich auf der Straße stand, war irgendwas anders als sonst. Es war noch hell, wie schön! Jetzt aber schnell zur U-Bahn. „Please be vaccinated, recovered or tested“, tönte es kurz darauf durch den Waggon.

Und das sollte bald vorbei sein? Ich war so in Gedanken, dass ich beim Umsteigen am Bahnhof Friedrichstraße die falsche Treppe nahm. Die hoch zu dem langen Gang, in dem früher mal ein paar Läden gewesen waren und jetzt schon lange nichts mehr. Oben dann – eine Fata Morgana? Quasi über Nacht war hier ein Stand mit Kaffee und Snacks aufgetaucht. Ein Pop-up-Kiosk? Neues Leben in alten Gängen!

Überpünktlich stand ich eine Viertelstunde später vor der Zahnarztpraxis, wo ich mit meinem Sohn verabredet war. Der kam kurz darauf. Zehn Minuten zu früh, ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten. Der Zahnarzt, den wir ein Jahr nicht gesehen hatten, hatte nichts zu beanstanden an unseren Zähne. Als wir die Praxis verließen, war es immer noch hell. Gaby Coldewey

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