berliner szenen: Was alles nicht funktioniert
Züge, Schulen Internet – Ein Land, das einfach funktioniert“, steht auf einem Grünen-Plakat. Robert Habeck blickt ernst auf mich herunter. Echt jetzt? Er wirbt dafür, staatliche Aufgaben ernst zu nehmen, also seinen Job zu machen? Schön wär's. Aber nicht nur auf Bundesebene scheint wenig zu klappen.
Ich erlebe das gerade überall um mich herum. Telefonate, die ständig unterbrochen werden, weil die Gesprächspartnerin im Zug sitzt und „jetzt ein Tunnel“ kommt. Oder der vergebliche Versuch, einen Termin bei irgendeinem Berliner Bürgeramt zu bekommen. Es gibt keine Termine. Nirgends.
Kürzlich war ich mit Regionalbahn und Zug beim Pilzesammeln. Zugverspätungen, keine Fahrscheinautomaten, defekte Zugtüren und Schaffner, die auf einfachste Fragen („Hält der Zug in Gesundbrunnen?“) keine Antwort wussten. Dazu das Rentnerehepaar, das seine schweren E-Bikes nicht über die hohe Brücke bekam, die sie nutzen mussten, weil der Aufzug kaputt war. Dass wir alle den Anschluss verpassten, weil wir natürlich halfen: geschenkt. 45 Minuten warteten wir auf den verspäteten nächsten Zug. Zum Glück schien die Sonne und die alte Dame hatte Kekse dabei.
Heute Anruf bei der Hausverwaltung: Da sei ja im Juli angekündigt worden, dass im August Fahrradbügel im Hof montiert und im September das Treppenhaus komplett renoviert werden sollte. „Da muss ich mich erst mal schlau machen“, sagte die zuständige Sachbearbeiterin. Wann ich denn mit einer Auskunft rechnen könne? E-Mails würden ja auch nicht beantwortet.
Züge, Schulen, Internet… Als Fahrschülerin war ich in den 1980er Jahren täglich auf die Bahn angewiesen. Sie fuhr. Ausgebildete Lehrkräfte vermittelten kompetent Wissen. Hätte es 1985 schon Internet gegeben – es hätte sicher reibungslos funktioniert. Gaby Coldewey
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