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berliner szenenLeider nichts begriffen

Unter der Hochbahn im Gleisdreieck-Park trainieren sie ihre Muskeln: Männer, Frauen, Alte, Junge, Leicht- und Schwergewichte. Die meisten haben richtig Biss, die Trainer kommentieren nur ab und zu, was ihre Schützlinge machen.

Ein zierlicher jungenhafter Typ hat sich das schon eine Weile angeguckt. Jetzt sitzt er mit einem der älteren Trainer auf der Bank, er möchte sich beraten lassen. Was braucht man, um mitmachen zu können? Als Erstes erfährt er, was man nicht braucht: spezielle Kleidung, spezielle Schuhe, spezielle Drinks. Und dann folgt eine zweiteilige Lektion. Kapitel 1: Er muss verstehen, wie sein Körper funktioniert, wie die Füße mit den Knien zusammenwirken, mit den Hüften, mit den Schultern. Wenn er weiß, wie seine Muskeln arbeiten, wird er Bewegungsmuster entwickeln, die automatisch ablaufen. „Du musst in den Flow kommen, sonst bleibst du tight.“ Das sei wie beim Auto. Nur anmelden bringe nichts, er müsse auch tanken, Öl wechseln usw …

Der Junge hat kein Auto, er fragt lieber nach Kapitel 2. Das heißt: Verantwortung für sich übernehmen. Wer statt morgens um acht erst zehn nach käme, noch dazu mit einem Kaffeebecher in der Hand, dem sei es nicht ernst. Wer bald in Urlaub fahren wolle, der habe nichts begriffen. Wer wirklich diszipliniert sei, der brauche keinen Urlaub, der mache eine Reise zu sich selbst. „Das Training ist der Weg zu dir. Das mag dir esoterisch vorkommen, ist aber die Wahrheit.“

Der Junge nickt, auch wenn er vielleicht nicht weiß, was esoterisch bedeutet. Er will nicht länger zuhören, er will loslegen. „Also gut“, sagt der Trainer, „wir starten morgen um 8.“ Der Junge lacht: „Jetzt muss ich nur noch meine Freundin überreden, dass sie mich früh aus dem Bett holt.“ „Oh Mann. Noch mal ganz von vorne“, stöhnt der Trainer. Claudia Ingenhoven

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