berliner szenen: Ali hat schon bezahlt
Ich warte an einem Tisch vor Habibi in Schöneberg auf K. Neben mir sitzt eine auffällig hübsche, aufgestylte Frau. Ihr Begleiter bringt Cola und Falafel heraus und ich überlege, ob es ihr erstes Date ist, bekomme es aber nicht heraus. Sie unterhalten sich auf Arabisch.
Eine Frau in Gelb kommt vorbei. Sie trägt ein oranges Tuch um den Kopf, eine Schramme im Gesicht und eine fleckige Maske am Kinn. Ihre Augen sind hell und groß. Sie fragt die Leute, ob sie ihr einen Falafel spendieren. Die Gefragten schütteln den Kopf. Jetzt bittet die Frau an den Tischen um Geld. Als sie am Nebentisch fragt, sagt der Mann: „Gehen Sie rein und holen Sie sich einen, ich bezahle den.“ Er sagt es ohne viel Aufhebens.
Die Frau in Gelb meint, sich verhört zu haben: „Also ich soll reingehen, ja? Und was sage ich, den Falafel bezahlt Mohammed oder – Ali?“
Das Paar und ich müssen grinsen.
„Wie heißt du? Sage ich drinnen, dass Ali bezahlt?“
Er nickt gutmütig und sagt: „Ja genau, sag Ali bezahlt. Ich zahl dann zusammen.“
Die Frau in Gelb stellt sich in die Schlange und fragt von dort aus wieder nach: „Also ich sag dann, ist schon bezahlt, oder wie?“ Er nickt.
„Danke Ali. Wirklich danke, ja?“ Sie sagt es mehrmals.
Ali hebt nur kurz die Hand, isst auf und geht rein, zeigt auf die Frau in Gelb und bezahlt. Als sie gehen, sage ich: „Das ist sehr nett von euch.“
Er sagt: „Das ist nichts.“ Sie lächeln und wünschen mir einen schönen Abend.
Die gelbe Frau sieht die beiden gehen und ruft: „Ali, der Falafel ist bezahlt, ja?“
Sie blickt zu mir: „Die sind ja weg.“
„Er hat ihn schon bezahlt. Drinnen wissen die Bescheid“, antworte ich.
In dem Moment kommt einer von innen und reicht ihr den Falafel. Sie blickt in das Brot und bevor sie hineinbeißt, sieht man ihren hungrigen Blick. Isobel Markus
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