berliner szenen: Um den Schlaf gebracht
Ich lese, dass halb Berlin schlaflos ist seit dem Lockdown. Betroffene litten vermehrt unter Einschlaf- und Durchschlafstörungen, wachten zu früh auf und könnten nicht mehr einschlafen. Gründe hierfür wurden als diffuse Angst, innere Unruhe, Grübeln und Zukunftssorgen beschrieben. Experten sehen die Ursachen in der allgemeinen Lage der Pandemie, den mit dem Lockdown verbundenen veränderten Ess- und Lebensgewohnheiten und nicht zuletzt im noch verstärkten Bewegungsmangel.
Ja, denke ich. Bisher bin ich solchen Schlafproblemen noch entgangen, aber ich stelle fest, dass ich noch viel mehr als ohnehin schon auf meinem Platz am Schreibtisch sitze. Jetzt sitze ich auch noch abends vor der Kiste, anstatt mich mit Freund*innen zu treffen, Sport zu machen oder sei es nur, ins Kino zu laufen. Ich bemühe mich also um mehr Bewegung und baue Sport in meinen Alltag ein. Auf meinen Gängen vom Schreibtisch in die Küche und ins Bad jogge ich fünf Minuten auf der Stelle, dehne und strecke mich in Ausfallschritten im Flur oder beuge die Knie beim Wäscheaufhängen. Meine Kinder gehen peinlich berührt an mir vorbei, wenn sie bemerken, wie ich in breiter Hocke am Schreibtisch sitze oder nach dem Abwaschen Pfannen mit beiden Armen nach hinten drücke. Neulich dann habe ich es wohl etwas übertrieben mit meinem Interimssport.
Am Abend spürte ich eine Art Ziehen in den Beinen. Nanu, überlegte ich, vielleicht habe ich falsch gesessen? In der Nacht allerdings wachte ich bei dem Versuch auf, mich im Bett umzudrehen. Ein längst vergessener, schrecklicher Schmerz durchfuhr mich bei jeder Bewegung. Muskelkater, dachte ich entsetzt. Ich überlegte, Magnesium zu nehmen, und konnte plötzlich nicht mehr einschlafen. Der Wecker zeigte 3 Uhr, und ich lag da, hellwach und schlaflos.
Isobel Markus
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