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berliner szenenDie Ratten lachen sich schlapp

Seit dem Winter ärgern wir uns über Ratten im Garten hinter unserem Haus. Erst war es eine alte, mit der wir Mitleid hatten. Dann drei junge, die meine Küchenkräuter auffraßen. Ein Schädlingsbekämpfer legte Giftköder in Keller und Garten. Die Ratten ignorierten das geflissentlich und fraßen weitere Topfpflanzen. Beim nächsten Besuch stellte der Bekämpfer den Köder direkt auf die Ratten-Rennstrecke – die Mauer zum Nachbargrundstück. Jeden Morgen sah ich die Tiere anmutig daran vorbeilaufen. Irgendwann sah ich zufällig, woher sie eigentlich kamen. Nämlich nicht aus dem Keller, sondern aus einem Loch unter der Mauer. Das teilte ich dem Schädlingsbekämpfer mit, inklusive meiner Überlegung, sie mit einem Eimer kochenden Wassers zu vertreiben. „Tun Sie das nicht. Dann greifen die Sie an“, riet der Experte. Er stellte den Köder neben das Loch. Im Geiste sah ich schon, wie die Ratten sich schlapp lachten: „Der Idiot, jetzt haut er uns das Ding vor die Nase! Als ob wir so blöde wären, hihi.“

Manchmal hörte man sie im Efeu an der Mauer rascheln, ab und an sah ich sie auf ihrer Rennstrecke.

An einem Sonntagnachmittag fegte ich Laub zwischen den Fahrradständern. Das hatte seit dem Herbst niemand mehr gemacht, entsprechend viel war es. Um mir die Arbeit zu erleichtern, holte ich mir die Bio-Tonne vom Müllplatz. Und da! Hinter der Tonne lag Ratte Nr. 1 – mit dem Kopf nach vorn, als wäre sie zu Tode gestürzt. Ich war relativ angeekelt.

Zwei Tage später fand ich die zweite, sie lag in einer Blumenschüssel voll Regenwasser. Mein Schrei lockte den Nachbarn aus dem Fahrradkeller. „Da kommen noch Blasen“, teilte er mir nach näherer Betrachtung mit. „Die stirbt gerade, ganz langsam.“ Seitdem denke ich darüber nach, wo und wie wir wohl die dritte finden. Stirb langsam 3, sozusagen.

Gaby Coldewey

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