berliner szenen: Albtraum durch Fleisch
So oft ess ich Fleisch nicht, aber heute muss das mal sein. ’ne Pizza am besten, da gibt’s auch gleich Fett, Käse, Teig. Richtig schnell schaufele ich in mich rein und nach dem Essen geh ich gleich schlafen; irgendwie macht sie träge, die Pizza. Der Teig? Der Käse? Das Fleisch?
Irgendwas davon jedenfalls, und irgendwas von dem, was ich grad aß, macht auch Albträume, ganz arg. Voll verschwitzt wach ich auf, mit dramatischen Szenen im Kopf. Ganz genau kann ich mich nicht erinnern, was ich da nun geträumt hab, aber gut war es nicht. Eher ein Albtraum, so mit Weinen im Schlaf, Um-sich-schlagen, Wegrennen-wollen-und-das-nicht-können. Voll krass.
„Krass“, sag ich dann ich auch zu meinem Spiegelbild und wasch mir den Schlaf aus den Augen, den Schweiß vom Körper, die Traumreste vom Hirn. Und dann fällt es mir plötzlich auf: Das letzte Mal, dass ich so dermaßen mies geträumt hab, war auch nach ’ner Pizza. Oder eher – ich überleg – nach einem Stück Huhn. Nach Fleisch!
„Krass“, sag ich gleich noch mal und vergesse ganz, den Hahn zuzudrehen. Wasser spritzt auf den Boden, voll viel; so viel mindestens, wie ich Schweiß produziert hab im Traum. Durch Fleischessen?, überleg ich. Krass, krass, krass! Das muss ich testen.
Also ess ich dann gleich noch mal was mit Fleisch am Abend, obwohl ich das sonst nur alle paar Wochen tu. Aber testen muss ich das jetzt, bevor ich die Theorie wieder vergess. Und dann träum ich, erneut schlagen und rennen und weinen, erneut schwitzen wie blöd, und als ich dann aufwach, ist klar: Krass! Krass, krass, krass.
Albtraum von Fleisch – ist das normal? Nee, denk ich, aber Fleischessen ja auch nicht so wirklich. Und Sinn macht es auch: Albtraum Tierhaltung – Albtraum dann ich im Bett. Krass! Aber mal ein deutliches Zeichen: Fleisch ist nicht so der Hit, für mich. Joey Juschka
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