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berliner szenenDie Blumen vom Tisch nebenan

Ich hatte die Erfahrung bisher noch nie gemacht, sich mit den Ex-Schwiegereltern zu treffen, die gerade zu Besuch in der Stadt sind. Deshalb bin ich aufgeregt und frage mich, wie es sein wird, wie viel Mühe ich mir werde geben müssen, damit wir nicht Themen erwähnen, die ich lieber nicht ansprechen möchte. Während ich mir diese Frage stelle, sehe ich mich im Kopf als Jong­leurin oder als Seiltänzerin. Doch das Erste, was passiert, als sie mich in der Mittagspause in der Potsdamer Straße abholen, ist, dass wir über meine Haare reden. Wie lange sie geworden und wie dick sie sind, wie warm mir im Sommer sein muss, wenn ich sie offen trage. Ich sage, dass ich sie nur heute offen trage, extra um sie zu beeindrucken.

Wir lachen, und das Eis ist schnell gebrochen. Dann gehen wir essen. Ich bestelle Maultaschen, was mich an das Essen bei ihnen zu Hause erinnert. Auch die geblümte Tischdecke und das Muster des Aschenbechers passen dabei gut, und ich empfinde plötzlich eine gedämpfte Sehnsucht, die noch angenehm ist. Ich tausche die Plastikblumen von unserem Tisch gegen die echten Blumen vom Nachbartisch, wahrscheinlich nur, um weiterhin für sie diejenige zu sein, die „verrückte Sachen“ macht. Es freut mich zu sehen, dass sie daran noch Spaß haben, und ich genieße es wirklich, über ihren letzten Urlaub zu hören und zu erfahren, dass es am Bodensee eine schwimmende Opernbühne gibt, wie alt die älteste Frau im Dorf geworden ist, wie es der Lieblingstante geht und was es bei Aldi Süd Neues gibt. Aber vor allem bin ich froh und beruhigt, zu merken, dass sie mich vermissen, und zu entdecken, dass ich sie auch vermisst habe. „Kommst du uns besuchen?“, fragen sie, als wir uns verabschieden. „Irgendwann, vielleicht“, antworte ich und schaffe es gerade ins Büro zurück, ohne die Tränen laufen zu lassen. Luciana Ferrando

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