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berliner szenenPass auf, was du sagst

Feuchtes kaltes Grau umfängt mich, als ich mich morgens in den Pankower Bürgerpark aufmache. Das Joggen am Wochenende, im Sommer ein recht angenehmer Start in den Tag, ist im Winter vor allem fies. Halt, nein, der schlimme Part ist eigentlich nur die Überwindung, das gemütlich warme Bett zu verlassen und in die feuchte Kälte zu wechseln. Draußen fühlt es sich dann gleich wieder gut an. Also meistens jedenfalls. Ich laufe ruhig los, als ich auf der anderen Seite der Panke drei dick eingemummte Gestalten mit drei mindestens genau so dicken und vor allem großen Hunden registriere. Ohne Leine! Dabei gilt seit wenigen Tagen in Berlin das Gesetz, dass Hunde immer angeleint sein müssen. Beim Joggen fällt mir das noch mehr auf als sonst, weil ich immer Angst habe, dass so ein frei laufendes Tier mir nachrennt.

An der Hundegruppe joggen jetzt zwei Männer vorbei. Gleich darauf lautes, aufgeregtes Stimmengewirr. Der dickste der drei dicken Hunde rennt hinter den Männern her. Die Hundehalterin ruft ihn zurück, aber der Hund reagiert nicht. Was die Jogger sagen, kann ich nicht hören. Sehr deutlich höre ich aber die dicke Frau: „Ey, mach dir bloß nicht in die Hose! Pass auf, was du sagst! Sonst brech ich dir gleich was!“ Die Jogger sind stehen geblieben. Der dicke Hund beschnüffelt sie. Er ist so groß wie zweijährige Kinder. Mich gruselt der bloße Anblick, obwohl zwischen uns die Panke fließt.

Da steht plötzlich auch vor mir ein Hund, ein großer weißer Pudel. Allerdings an der Leine. Dahinter eine kleine ältere Dame. Sie schaut mich traurig an. „Wegen solcher wie denen da haben Hundehalter dauernd Ärger. Leute hassen unsere Hunde. Dabei können die gar nichts dafür.“ Ich werfe ihrem Tier einen freundlichen Blick zu und lächele sie aufmunternd an. Dann laufe ich – fast versöhnt – weiter.

Gaby Coldewey

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