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berliner szenenMit tiefem, leisem Fauchen

An einer Hauptstraße in Charlottenburg, benannt nach dem wichtigsten Philosophen der Welt, liegt ein Restaurant. Ältere, erfolgreiche und elegante Frauen führen dort ihre Männer in feinen Anzügen zum Abendessen aus. Oder es sind die älteren, erfolgreichen und eleganten Männer, die dort ihre Frauen in schönen Kleidern zum Essen ausführen.

Ein älterer Herr sitzt in der Attitüde der anspruchsvollen Verstimmung davor. Um ihn sitzen ein paar weitere Herren, von denen der eine in seinem Espresso rührt und der andere die Asche seiner Zigarre am Rand des Aschenbechers ab stupst. Sie schieben einzelne, verwegene Sätze hin und her. Gerate ich in die Aura dieses Ortes, schauen mich einige Augen an, so als ob sie wissen wollten, wer ich bin und ob ich hierher gehöre. Alles hier geschieht so ein wenig gemächlich, scheu. Nur der Kellner, ein aufmüpfiger, nervöser Kerl scheucht herum wie ein strenges, unberechenbares Kind. Meist von hinten greift er den Gästen bestimmt in den Nacken oder an die Schulter. Da tauchen ein paar kräftige, wilde Männer auf, parken ihre großen, schweren Autos vor dem Laden. Der Kellner beschimpft sie, unter vorgehaltener Hand, als „Kanaken“. Als er das hört, blickt der ältere Herr auf, um den Kellner mit wütendem, tiefem und leisem Fauchen herunterzuputzen. Ich kann nicht hören, was er ihm sagt.

Auf der anderen Seite der Tischreihe sitzt eine Gruppe Damen. Sie essen Steaks und freuen sich an ihrer Freundschaft. Ein pudelähnlicher Hund mit goldenem Halsband zerrt manchmal an seiner an einem Stuhl befestigten Leine und bellt dreikäsehoch einen anderen, vorbeilaufenden Hund an. Sonst geschieht nichts. Die Häuser atmen tief, die Autos ziehen vorbei, eine Drossel pfeift, so laut sie kann, aus einem der jungen Bäume. Gabriel v. Loebell-Herberstein

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