berliner szenen: Ist ein Super-Selfie-Hund!
Der U-Bahnhof Hönow ist kein allzu fröhlicher Ort. Als ich mit meinem Hund Chibi und meinem Fahrrad das Gelände verlasse, stehe ich im Nieselregen. Es ist schon dunkel, der Herbst ist da.
Eine Gruppe Kinder kommt auf mich zugestürmt: „Dürfen wir den Hund streicheln?!“ Ja, dürfen sie natürlich. Sie hocken sich hin und streicheln Chibi mit Inbrunst. Dabei korrigieren sie sich gegenseitig, wie es richtig geht, einen Hund zu streicheln.
„Wie heißt der Hund?“, fragt eine. Chibi, sage ich. Ein Junge, der bisher nicht mitgemacht hat und auf einem Stuhl des Döner-Imbisses herumlümmelt, kommentiert aus der Ecke: „Chiiiibi? Ist das nicht eher ein Name für einen Vogel?“. Jetzt, wo er es sagt … Stimmt, da ist was dran.
Ich sage den Kindern, dass ich jetzt los müsse und hebe den kleinen Hund in den Fahrradkorb. Wieder Schreie der Verzückung. „Wie süüüüß!“, „Wie braaaav!“ Sie wollen uns nicht fahren lassen. Wie alt der Hund sei, wollen sie wissen. Ob er noch in die Schule müsse, ob er nicht aus dem Korb springe.
Schließlich holt ein Mädchen ihr Handy aus der Tasche. „Dürfen wir noch ein Selfie mit ihm machen, bitte?“ Klar, dürfen sie. Aber das wird schwierig. Fünf Kinder, die sich gegenseitig wegschubsen, ein etwas nervöser Hund im Korb, Dunkelheit, Regen.
Trotzdem ist die Fotografin begeistert. Sie zeigt mir ein verwackeltes, dunkles Bild und ruft: „Chibi ist ein Super-Selfie-Hund!“ Kurz überlege ich, ob ich ihr anbieten soll, ihr ein richtiges Foto von ihm zu schicken. Dann entscheide ich mich aber fürs Heimfahren. Es ist noch dunkler geworden, und es regnet immer noch.
Die Kinder rennen noch ein Stück neben dem Rad her, rufen „Tschühüüüüüüss Chiiiiibi!“ und winken wie verrückt.
Nicola Schwarzmaier
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